clare, cassandra - chroniken der unterwe by city of bones

clare, cassandra - chroniken der unterwe by city of bones

Autor:city of bones
Die sprache: deu
Format: azw3
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


14

HOTEL DUMORT

Bei Nacht wirkte die Kirche in der Diamond Street gespenstisch – ihre gotischen Spitzbogenfenster reflektierten das Mondlicht wie silberglänzende Spiegel. Ein schmiedeeiserner, mattschwarz lackierter Zaun umgab das Bauwerk. Clary rüttelte am Haupttor, doch ein schweres Vorhängeschloss hielt die beiden Flügeltüren zusammen. »Abgeschlossen«, sagte sie und sah sich kurz zu Jace um.

Er schwang seine Stele. »Lass mich mal.«

Clary schaute zu, wie er das Schloss bearbeitete, und ihr Blick fiel auf die geschwungene Linienführung seines geschmeidigen Rückens, die Muskeln unter dem kurzärmligen T-Shirt. Das Mondlicht ließ die Farbe seiner Haare verblassen, sodass sie jetzt eher silbern statt golden schimmerten.

Mit einem dumpfen Klirren fiel das Vorhängeschloss zu Boden, blieb dort als schwerer Klumpen verdrehter Kettenglieder liegen, Jace wirkte sehr zufrieden mit sich. »Wie üblich bin ich wieder mal erstaunlich gut im Öffnen von Schlössern«, sagte er.

Clary spürte plötzlich, wie Wut in ihr aufstieg. »Wenn der selbstgefällige Teil des Abends vorüber ist, können wir dann vielleicht mal voranmachen und meinen besten Freund davor bewahren, dass man ihm das Blut aus den Adern saugt und er an Exsanguination stirbt?«

»Exsanguination«, meinte Jace beeindruckt. »Ein großes Wort.«

»Und du bist ein großes …«

»Ts, ts«, unterbrach er sie. »Keine Flüche in der Kirche.«

»Wir sind noch nicht in der Kirche«, murmelte Clary und folgte ihm den Steinweg hinauf zum doppelflügeligen Hauptportal. Der Steinbogen über dem Tor war kunstvoll gemeißelt und ein Engel blickte von der höchsten Stelle des Spitzbogens auf sie hinab. Hoch aufragende Türme zeichneten sich schwarz vor dem Nachthimmel ab und Clary erkannte, dass dies die Kirche war, die sie wenige Stunden zuvor vom McCarren Park aus gesehen hatte. Sie biss sich auf die Lippe. »Irgendwie kommt es mir nicht richtig vor, eine Kirchentür aufzubrechen.«

Jace’ mondbeschienenes Profil wirkte gelassen. »Das tun wir auch nicht«, erwiderte er und schob die Stele in seine Hosentasche. Dann legte er seine schlanke, braun gebrannte Hand, die über und über mit feinen weißen Narben übersät war, auf die Holztür des Portals, oberhalb des Türriegels. »Im Namen des Rats«, sagte er, »erbitte ich Zugang zu diesem geweihten Boden. Im Namen des niemals endenden Kriegs erbitte ich Zugang zu Euren Waffen. Und im Namen des Erzengels Raziel erbitte ich Euren Segen bei meiner Mission im Kampf gegen die Dunkelheit.«

Clary starrte ihn an. Er wartete reglos. Der Nachtwind blies ihm eine Haarsträhne in die Augen; er blinzelte einmal und genau in dem Moment, als sie etwas sagen wollte, öffnete sich die Tür mit einem Klick, schwang mit knarrenden Angeln auf und gab den Blick frei auf einen kühlen, leeren Raum, der von einzelnen Kerzen beleuchtet wurde. Jace trat einen Schritt zur Seite. »Nach dir.«

Als Clary den Raum betrat, wurde sie von einer Woge kühler Luft und dem Duft nach Stein und Kerzenwachs umfangen. Im Halbdunkel erkannte sie Reihen von Kirchenbänken, die sich bis zum Altar erstreckten, und vor einer der hinteren Mauern leuchteten flackernde Opferkerzen auf einem Metallgestell. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie – abgesehen vom Institut, das im Grunde nicht zählte – noch nie in einer Kirche gewesen war. Natürlich hatte sie Abbildungen



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