Chaos im Kessel by Fritz Melanie

Chaos im Kessel by Fritz Melanie

Autor:Fritz, Melanie [Fritz, Melanie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Silberburg-Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-09-16T22:00:00+00:00


Aus dem unschlagbaren Gegenargument wird eine Sammlung von fünf unschlagbaren Gegenargumenten. Erstens: Die Polizei ist an der Sache dran und sie wollen denen nicht reinpfuschen. Zweitens: Der Fall passt nicht zum Jakob und zum Otto ihrer Vorgehensweise, weil sie nicht schnell, sondern sorgfältig arbeiten – beim Moritz haben sie Wochen gebraucht, um den wahren Täter zu finden, und bis dahin ist die Margot biologisch abgebaut. Drittens sind sie auf Mord spezialisiert, von Entführungen haben sie keine Ahnung. Viertens muss der Otto sich auf Operation Heiligenschein konzentrieren, und er befürchtet einen Rückfall, wenn er irgendwas tun muss, was ihn und sein Suchtgedächtnis an letzten Sommer erinnert – ihr stärkstes Argument. Und fünftens haben sie im Moment eh ziemlich viel um die Ohren: Studium, Job, Physiotherapie, Fußball, Drogenberatung …

Das sind so dermaßen unschlagbare Gegenargumente, dass der Otto es nach der Uni nicht für nötig hält, mit dem Jakob heimzukommen. Das kriegt der bestimmt auch allein hin. Der Otto muss jetzt zum Ionis.

Der Jakob kuckt beleidigt, aber der Otto argumentiert, dass das ja bloß ihre Argumente illustriert: Der Otto hat nicht mal Zeit, dem Jakob gegen die Mädels zu helfen, wie sollen sie’s da schaffen, einen gemeinsamen Termin für die Verbrecherjagd zu finden?

Die Begründung schluckt der Jakob und traut sich dann halt in Gottes Namen allein heim. Der Otto geht zur Krankengymnastik und probiert am Ionis gleich mal ihre Argumentation aus, weil der wissen will, wieso die zwei Cannstatter Volkshelden dem armen Mädel denn nicht helfen wollen.

Der Ionis schluckt die Argumente nicht – nicht mal das mit Operation Heiligenschein –, aber der Otto sagt sich, dass es ja langt, wenn die Mädels das tun.

Nach der Krankengymnastik ruft der Otto gleich mal beim Jakob an, um zu fragen, wie’s gelaufen ist.

»Gar nix isch gloffa«, brummt der Jakob.

»Wie jetz?«, fragt der Otto.

Der hat fest damit gerechnet, dass der Jakob die Sache erledigt, aber wie’s aussieht, kann man den echt nichts allein machen lassen.

Zu seiner Rechtfertigung meint der Jakob bloß: »Die henn’s mid koim Ton meh erwähnd, on na hann e nadirrlich ed selbr drvo agfanga.«

»Die henn echd nix gsaid?«, vergewissert sich der Otto. Dem schwant nichts Gutes.

»Noi«, bestätigt der Jakob. »Bloss dass mr heid Abad ens LKA gangad, henn se vorgschlaga.«

»Na miss mr ons aschnalla, Jakob. Da fahrad se garandierd ihr nägschda Attagge.«

»Mhm«, sagt der Jakob.

Abends kommt der dann erst recht mit voller Nase da an. Wahrscheinlich hat er gemeint, er macht sich damit kampfbereit für die Schlacht, aber da hat er sich geirrt: Der hockt der Lotte schon bis zum Hals in der Handtasche, so wie er an ihr dranhängt. Den Otto begrüßt die Lotte mit einem triumphierenden Grinsen, so nach dem Motto: »Der Jakob hat sich schon selber aus dem Spiel genommen, und dich kriegen wir auch noch!«

Der Otto flucht, weil er jetzt heut Abend beim Sprudel bleiben muss, damit er nicht im Suff irgendwelche Dummheiten anstellt. Aber für die Dummheiten ist heut eh der Jakob zuständig.

Hatten sie jemals eine Chance? Gleich als sie reinkommen, geht das Gejubel los, wie wenn zwei Rockstars durch die Türen stolpern.



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