Blink of Time. Jagt Sarah Layken by Wekwerth Rainer

Blink of Time. Jagt Sarah Layken by Wekwerth Rainer

Autor:Wekwerth, Rainer [Wekwerth, Rainer]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-05-09T16:00:00+00:00


17.

Nachdem sie das Fabrikgelände verlassen hatte, ging sie an der Kaimauer entlang auf den Hafen zu. Hier, etwas abseits des Touristenzentrums, waren nur wenige Menschen unterwegs. Niemand beachtete sie.

Sarah bemühte sich, langsam zu gehen und nicht zu auffällig zu humpeln. Sie wollte vermeiden, dass irgendjemand sie länger ansah, und bemerkte, dass sie eine Perücke trug. Bei der Hitze wirkte das vielleicht doch etwas merkwürdig.

Ihre Blicke wanderten umher, aber sie entdeckte nirgends eine Telefonzelle. In Zeiten von Handys und Smartphones waren die Dinger wirklich selten geworden.

Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht und sie war dankbar für die Spiegelglasbrille. Sarah spürte, wie ihr ein Schweißtropfen die Schläfe hinabrann, und betete, dass ihr Make-up nicht verlief.

An der Kreuzung, wo die Straße in das Hafenviertel mündete, fand sie endlich eine Telefonzelle und seufzte erleichtert auf. Ihre Finger zitterten, als sie die Münzen in den Schlitz warf und die Auskunft anrief. Die Frau gab ihr Patricks Nummer durch, aber Sarah bat darum, gleich verbunden zu werden. Das Freizeichen erklang und tutete endlos.

Was mache ich nur, wenn er nicht zu Hause ist?, fragte Sarah sich und wurde mit jedem Freizeichenton nervöser. Josh und sie hatten sich gar keinen Plan B überlegt. Sie waren schlicht davon ausgegangen, dass sie Patrick zu Hause erreichen würde.

Sarah war kurz davor, die Nerven zu verlieren, als endlich abgehoben wurde. Ihr fiel ein Stein vom Herzen – Patrick war selbst am Apparat! Hätte seine Mutter oder seine Schwester abgehoben, hätte sie sich mit falschem Namen melden müssen, so aber sagte sie: »Hi, Pat, ich bin’s, Sarah.«

Schweigen.

»Patrick?«

»Ja?«

»Warum sagst du nichts?«, fragte sie und spürte, wie die Nervosität zurückkehrte.

Verdammt, warum habe ich mir nicht vorher überlegt, was ich zu ihm sagen soll?

»Ich kann nicht glauben, dass du mich anrufst. Bist das wirklich du? Sarah Layken?«

»Hör mir zu, Patrick, ich war das nicht!«, sprudelte es aus ihr hervor. »Ich habe mit dem Amoklauf nichts zu tun. Das ist alles ein Missverständnis, ich schwöre es.«

»Die ganze Welt sucht nach dir.«

»Ich weiß. Aber ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Ich war es nicht!«

»Warum rufst du mich an? Wo bist du gerade?«

Patricks Frage, warum sie ihn anrief, verwirrte sie.

»In einer Telefonzelle.«

»Echt? Wo ist dein Handy?«

»Erzähl ich dir später.«

»Später?«, echote er.

»Ja, ich möchte dich um deine Hilfe bitten, Pat.« Sarah räusperte sich. »Wir … wir haben uns doch einmal geliebt …«, fügte sie leise hinzu.

»Wir haben uns einmal …«, sagte er gedehnt, dann unterbrach er sich und schwieg einen Moment. »Wo bist du gerade und was soll ich tun?«, fragte er schließlich. Das Zögern in seiner Stimme war verschwunden.

»Ich bin unten am Hafen«, sagte Sarah erleichtert, »und ich möchte, dass du ins Harbour Café kommst. Sei bitte kurz vor sechs dort. Wenn ich noch nicht da bin, dann setz dich an den kleinen Tisch in der Nische. Du weißt schon, dort wo es zu den Toiletten geht.«

»Du willst dich mit mir im Harbour Café treffen? Ausgerechnet dort, wo es von Leuten aus unserer Schule nur so wimmelt?«

»Keine Sorge, ich … ich trage eine Perücke«, wiegelte Sarah ab, obwohl ihr angesichts von Patricks Worten das Herz bis zum Hals schlug.



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