[Ben Kitto 07] • Tödlich rauscht die Brandung by Penrose Kate

Autor:Penrose, Kate [Penrose, Kate]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Krimi
ISBN: 9783104919232
Amazon: B0CL8JR7B1
Goodreads: 211694507
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2024-05-29T07:00:00+00:00

27

Sam tauscht bei der Arbeit alte Holzdielen aus. In seinem Radio laufen die Elf-Uhr-Nachrichten. Der Sprecher verkündet, dass es auf den Scilly-Inseln schön bleiben wird, ideales Grillwetter mit einer geringen Regenwahrscheinlichkeit. Dann wird seine Stimme ernst.

»Nach einer ausgedehnten Suche wurde die Leiche des verschwundenen Jeremy Cardew, Mitglied der hiesigen Rettungsboot-Crew, gefunden. Die gesamte Inselgemeinschaft wird den beliebten Neunundzwanzigjährigen vermissen, der sein ganzes Leben auf St. Mary’s verbrachte. Die örtliche Polizei hat für dreizehn Uhr eine Versammlung im Gemeindesaal von St. Andrew’s anberaumt, auf der sie Einzelheiten bekanntgeben wird.«

Sam schaltet das Radio aus. Plötzlich hat er das Bedürfnis nach Stille. Seine Rippen tun ihm noch immer weh von letzter Nacht, doch dieser Schmerz jetzt ist schlimmer. Es fühlt sich an, als wäre ein Teil von ihm herausgeschnitten worden. Als er sich umdreht, beobachtet Callum Moyle ihn; er hat Schmiere an der Wange und sieht aus, als hätte er Kriegsbemalung angelegt.

»Ich hab die Nachrichten gehört«, sagt er und klingt ausnahmsweise einmal versöhnlich. »Das tut mir leid, ich weiß, ihr wart befreundet.«

»Ich muss zu dieser Versammlung.«

»In Ordnung, aber bleib nicht zu lange. Wir sind hinter dem Zeitplan.«

»Wen kümmert’s? Jez’ Tod ist jetzt wohl wichtiger.«

Moyles Ärger bricht sich sofort wieder Bahn. »Wie kommt’s denn, dass dir so viel an ihm lag? Er war die meiste Zeit ein ziemliches Arschloch.«

»Das ist Schwachsinn, und das weißt du auch.«

»Sein falscher Charme hat ihm Türen geöffnet, aber die Wahrheit sah anders aus.«

»Wie meinst du das?«

»Das konnte man doch daran sehen, wie er Anna Dawlish behandelt hat. Er wusste, dass ich auf sie stand. Ich hatte sie schon fast so weit, dass sie mich wollte, da kam er daher, und ich hatte nicht mehr den Hauch einer Chance. Ein halbes Jahr später hat er ihr dann den Laufpass gegeben, einfach nur, um mir eins auszuwischen.«

»Als wenn es dabei um dich gegangen wäre, Callum.« Sam starrt ihn wütend an. »Aber wenn du das wirklich glaubst, dann müsstest du ja froh sein, dass er tot ist.«

»Willst du mir die Schuld in die Schuhe schieben?« Moyle lacht laut auf. »Der Typ ging mir fürchterlich auf den Sack, das war’s aber auch schon.«

»Koks macht aggressiv, das hab ich im Gefängnis gesehen. Wie viel nimmst du?«

»Ich fasse keine Drogen an.«

»Aber die Drogen dich. Bleib mir bloß weg mit dem Scheiß, ich bin das ganze Jahr schon clean.«

Moyles Miene verfinstert sich. »Ein Loser wie du will mir gute Ratschläge geben? Dass ich nicht lache!« Er hält die Nagelpistole vor Sams Gesicht, als wollte er ihm zwischen die Augen schießen, dann marschiert er durch den Flur davon.

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