Assassini by Gifford Thomas

Assassini by Gifford Thomas

Autor:Gifford, Thomas [Thomas, Gifford]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-19T04:00:00+00:00


»Sie haben mir erzählt, daß meine Schwester Nachforschungen über Torricelli angestellt hat – und noch andere. Welche? Für was hat sie sich noch interessiert?«

Ich saß in einem tiefen Lehnstuhl zwischen dem hölzernen Propeller und einem Tisch voller gerahmter Fotos und beschäftigte mich mit dem Inhalt eines Glases Scotch, das Clive Paternoster mir eingeschenkt hatte. Mein Gastgeber lehnte am Kaminsims und rauchte eine altehrwürdige Pfeife, mit der er sich immer wieder an der Nase kratzte.

»Oh, wirklich, alter Junge, da kann ich ihnen auch nicht weiterhelfen.« Er trank einen kräftigen Schluck Scotch, wobei sein ausgeprägter Adamsapfel hüpfte.

»Erzählen Sie mir nichts. Da muß noch irgendwas gewesen sein – Sie wollen’s mir nur nicht sagen. Kommen Sie schon. Sie war meine Schwester.«

»Und sie wollte etwas erfahren über das Land der Feen und der Kobolde und der kleinen Männer mit den grünen Hüten und den spitzen Schuhen …«

»Was reden Sie da?«

Vom Fenster aus konnte ich hinunter auf die kahlen Bäume vor der alten Markise und den Lichtern im Innern der Tabbycats schauen. Dort unten war Horstmann ›zufällig‹ auf seinen alten Freund Heywood gestoßen, der ihn seit vierzig Jahren tot geglaubt hatte.

»Tja, also, Ihre Schwester kommt zum Vikar und bestürmt ihn mit Fragen über die Kriegsjahre, über Torricelli und …«

»Und was?«

»Und die Assassini! So, sind Sie jetzt zufrieden? Der alte Clive hört sich wie ein Verrückter an, nicht?« Er paffte nervös an der Pfeife, und das würzige Aroma des Tabaks erfüllte das Zimmer.

»Assassini? Was soll das? Wo liegt das Problem? Es ist das italienische Wort für Attentäter. Was ist daran Besonderes, Clive? Ich habe dieses Wort sogar in einem von Torricellis Tagebüchern gelesen.«

Wieder rieb er mit dem Pfeifenkopf über seine riesige Nase. »Sie haben es in seinen Tagebüchern gelesen? Wirklich? Na, das ist ja interessant, das muß ich wirklich sagen. Eine Sache, die Robbies Theorie stützt. Auf jeden Fall.«

»Clive«, sagte ich mit erzwungener Geduld, »erklären Sie’s mir.«

Er gehörte nicht zu den alten Trotteln, die man zur Eile treiben konnte. Er ließ sich gern Zeit mit der Pointe.

»Die Assassini, Mann! Sie haben mir gesagt, Sie sind Katholik, und dennoch behaupten Sie, nichts über die Assassini zu wissen? Sie versetzen mich in Erstaunen. Ihre katholische Erziehung ist aber schwer vernachlässigt worden.« Er schüttelte den Kopf.

»Dann helfen Sie ihr nach. Bitte.«

»Leicht gesagt« – Clive grinste und entblößte dabei seine großen, fleckigen, kaninchenartigen Schneidezähne –, »die Assassini, mein Sohn, waren die Bengel, die für den Papst gemordet haben, damals, in den alten Zeiten, während der Renaissance, unter den Borgia, als Giftmorde sozusagen der letzte Schrei gewesen sind. Sie waren ein Instrument zur Durchsetzung der päpstlichen Politik. Nun, der entscheidende Punkt hat nichts mit der Renaissance zu tun, wie Sie vielleicht annehmen. Nein, der entscheidende Punkt, an dem Ihre Schwester sich festgebissen hatte, waren gewisse Gerüchte, daß die Assassini wieder zum Leben erweckt worden sind – hier in Paris, während des Krieges. Ein Gerücht. Was mich betrifft, ich hab’ nie so recht daran geglaubt, es gab damals so viele Gerüchte, aber der Vikar, oh, er schon, er hat sich mit solchen Dingen sehr viel ernsthafter beschäftigt als ich.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.