Asphaltseele by Weber Gregor

Asphaltseele by Weber Gregor

Autor:Weber, Gregor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne HC
veröffentlicht: 2016-07-21T04:00:00+00:00


1999

»Is it getting better? Or do you feel the same? Will it make it easier on you, now you’ve got someone to blame?«

Der kleine Konvoi rollt durch die nächtlichen Straßen. Vorne die Sicherung, dahinter das Führungsfahrzeug mit Zack, am Schluss die Sanis und der Verbindungsoffizier. Und mittendrin der Kinderwagen mit Quitte, Mücke, Bongo und Speedy. Am Steuer ein junger Rookie von der Fahrbereitschaft, ganz aufgeregt, dass er die harten Jungs fahren darf.

Quitte hat ihm, sobald sie aus dem Tor gerollt waren, die Mix-CD in die Hand gedrückt, und er hat sie fast nicht reingekriegt in den Player, so nervös war er. Ein pickliger Junge, sieht aus wie höchstens zwanzig, muss aber ein bisschen älter sein, sonst wäre er nicht hier.

»Schön laut, nä? Und sonst wollen wir nix hören, woll.«

»Quitte, mach dem Kameraden keine Angst. Der gehört zu den Guten.« Bongo haut dem Jungen auf die Schulter. »Lass dich nicht anpupen von dem, der muss sich nach dem Scheißen auch den Arsch abwischen.«

»Bongo, du untergräbst meine Autorität als Vorgesetzter.«

»Du Null bist nicht mein Vorgesetzter.«

»Aber seiner.« Quitte kneift dem Fahrer ins Ohr und schüttelt leicht seinen kleinen Kopf unter dem Barett. Der Junge lacht, aber ziemlich zittrig.

»Stimmt gar nicht. Lies mal die Vorschrift. Du hast bloß ’nen höheren Dienstgrad.« Mücke hat gegen Quittes Rückenlehne getreten.

»Maaaaaaaann, Mücke!« Speedy und Quitte im Chor.

Quitte dreht sich auf dem Beifahrersitz rum und fasst auf Mückes Schulterklappen. »Zssssssss. Alter, sind die noch heiß. Wann bist du befördert worden? Zwei Wochen vor dem Herverlegen? Du musst den auswendig gelernten Rotz mal wieder vergessen. This is the real world.« Quitte zwinkert und dreht sich wieder zum Fahrer um. »Und jetzt Licht aus, Spot an! Disssscoooooo!« Sein Abzugsfinger zeigt weiß aus dem abgeschnittenen Handschuh auf den CD-Player.

Um eine enge Kurve zu biegen und gleichzeitig die CD einzuschieben, ist keine leichte Übung, und der arme Hund kommt fast von der Fahrbahn ab, aber dann springt die CD an, und die Lautsprecher haben Mike McCreadys geile Eröffnung von »Alive« durch den Wagen geblasen, und alle fingen an, mit ihren Köpfen zu nicken. Eddie Vedder röhrte los: »Son, she said, have I got a little story for you. What you thought was your daddy was nothin’ but a …«

Priština ist immer noch eine Trümmerwüste. Jedenfalls da, wo sie gerade sind. Wenn man tagsüber unterwegs ist, fragt man sich, ob es mal eine schöne Stadt war. Viel sozialistisches Elend auf jeden Fall. In der Altstadt gibt es durchaus was zu sehen. Moscheen und Grabstätten und der Bazar. Aber wenn man rauskommt, sieht man hauptsächlich zerschossene Häuser und kaputte Straßen. Jetzt, im Dezember, ist alles elend grau. Rauch beißt in den Augen. »Well it’s too late tonight to drag the past out in the light. We’re one.«

Den Song hat Bongo auf der CD haben wollen. Quitte hat ihn gefragt, ob er schwul ist, und er hat gekontert, ob Quitte Interesse an seinem Arsch hätte. Mücke und Speedy haben gelacht, und jetzt ist es immer ruhig im Wagen, wenn »One« läuft. Draußen rumpelt die schlafende Stadt



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