Armageddon im Orient by Michael Lüders

Armageddon im Orient by Michael Lüders

Autor:Michael Lüders [Lüders, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-02-10T16:00:00+00:00


Was die Welt zusammenhält

Vor diesem Hintergrund lässt sich auch das Engagement Yousef al-Otaibas besser einordnen, des emiratischen Botschafters in Washington. Er gehörte zu den Ersten, die Kushners Faible für die Vermischung von Politik und Geschäft für eigene Zwecke zu nutzen verstanden. Kushner hat sich, nicht anders als auch golfarabische Herrscher, mit einem kleinen Kreis von Vertrauten umgeben, auf deren Rat er hört. Al-Otaiba, der als cleverer und bisweilen aalglatter Netzwerker gilt, fand seinen Weg zum Schwiegersohn mit Hilfe von Tom Barrack, einem engen Freund Trumps und seinerseits, wer hätte es gedacht, ein milliardenschwerer Immobilienspekulant und Finanzjongleur. Die Politik der Herrscher in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, und jener in Riad ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Das erklärt, warum al-Otaiba Trumps Reise nach Saudi-Arabien vorzubereiten half, auf Wunsch von MBS. Al-Otaiba ist in Washington das, was früher der saudische Botschafter Prinz Bandar war: der entscheidende Mann hinter den Kulissen. Die Chemie zwischen Kushner und al-Otaiba stimmt offenbar, angeblich telefonieren sie täglich miteinander: «Wir reden über das große Ganze», so al-Otaiba. «Über die größeren Zusammenhänge, die den Nahen und Mittleren Osten betreffen.»

Dabei ist es sicher kein Nachteil, dass sich al-Otaiba ebenso wie Kushner glänzend mit Israels Botschafter in Washington versteht, Ron Dermer. Offiziell unterhalten Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate keine diplomatischen Beziehungen, indirekt schon. 2015 eröffnete Tel Aviv eine Vertretung in Abu Dhabi, und zwar bei der dort ansässigen Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien. Aus 2017 gehackten E-Mails von al-Otaiba geht hervor, dass die Emirate und die pro-israelische, neokonservative Denkfabrik Foundation for Defence of Democracies (FDD) mit Sitz in Washington eng zusammenarbeiten. Beide Seiten eint das gemeinsame Feindbild Iran. CEO der FDD ist Mark Dubowitz, ein ausgewiesener Hardliner in Sachen Iran, die Nummer zwei John Hannah, vormals stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater unter Dick Cheney. Aus den E-Mails zwischen den beiden und al-Otaiba geht hervor, wie sie gemeinsam überlegen, Teheran politisch zu isolieren und wirtschaftlich unter Druck zu setzen. Insbesondere sollen Firmen ins Visier genommen werden, die mit dem Iran Geschäfte machen, darunter Airbus und die russische Lukoil. Aber auch militärische und geheimdienstliche Maßnahmen werden erörtert, inklusive Cyberangriffe. Die FDD hat großen Einfluss auf die Trump-Administration – allein deswegen, weil sie von keinem Geringeren als Sheldon Adelson maßgeblich finanziert wird. Auch diese Enthüllungen verdanken sich der Internet-Plattform The Intercept.

Bei der Lektüre werden vermutlich nicht wenige denken: Das kann doch alles gar nicht sein. Der Autor übertreibt, das ist unmöglich. Leider nein, hier geht es darum, was die Welt tatsächlich in ihrem Innersten zusammenhält, jenseits der Sprechblasen von Demokratie und Menschenrechten. Um das, was in den Hinterzimmern der Macht ausgehandelt wird. Um die Hardware.

Die Konfrontation mit dem Iran hat eine Vorgeschichte, bei der es um weitaus mehr geht als das Atomprogramm oder ballistische Raketen. Beide Streitpunkte sind vor allem dramaturgische Vehikel, die (nicht nur) unter Trump ein ganz anderes Ziel zu erreichen suchen: Regimewechsel im Iran. Dabei sind dieselben politischen Kräfte, die in den USA und Israel den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem eingefädelt haben, gleichzeitig auch die Urheber des Konfrontationskurses mit Teheran.



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