Angelique und der Zar Wegweiser Bayern by Anna Fenzl

Angelique und der Zar  Wegweiser Bayern by Anna Fenzl

Autor:Anna Fenzl
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2017-03-15T00:00:00+00:00


Montag, 17. April

Mein Mann fehlt mir sehr; ein Familienessen wäre nicht schlecht, aber er sitzt stur auf der Couch von Hasen umgeben, schaut sich Zeichentricks an und sieht zufrieden aus.

Conrad ist zu uns von selber gekommen, wir haben zusammen gespielt. Manchmal komme ich mir vor wie eine Diana, von Wild umgeben:) Aber ich bleibe dem Namen Anna treu, sowie Katharina, wenn ich in meinem Sessel den Alltag bewältige.

Dienstag, 18. April

Ich war heute kurz in der Stadtmitte. Nachdem die Einkäufe erledigt waren (kleine Dinge – bisschen Schmuck, Schal etc.) war ich beim Italiener Eis essen, und hab beim Anschauen der Häuser gegenüber ein wunderschönes Fresko entdeckt. Die Wandmalerei ist sehr verbreitet in Bayern, davon gibt’s jede Menge in Garmisch, aber auch in unserer kleinen Stadt. In Russland wären solche Fresken auf Außenwänden nicht möglich, dazu ist das Klima zu hart für die einmalige Tempera-Technik, aber in Bayern – bitte schön, es wird nicht im Regen verwaschen, es hält und ist Freude für das Auge. Es steht noch dazu eine Statue von Maria auf dem Platz nicht weit vom Rathaus, und wir könnten mit Garmisch konkurrieren, wenn bei uns nicht alles so „verraucht“ wäre. Ich nenne es verraucht – im Endeffekt sind viele Häuser heruntergekommen und die Stadt bedarf ohne weiteres einer Aufpolierung. Es gibt schon neue Bezirke, eins davon sind die Häuser von Ausländern in Richtung Bahnhof, ziemlich abseits von uns, aber wir befinden uns im historischen Viertel und ich bin stolz. Ursprünglich waren hier, sagt man, Fischerhäuser.

Im zweiten Weltkrieg war die Stadt das größte Internierungslager Deutschlands für Franzosen, Russen und andere Nationen, es ist aber nichts davon geblieben außer Pappmache im historischen Museum. Es gibt einen Friedhof von russischen Soldaten etwas außerhalb der Stadt, und die Kaffeemanufaktur ist auch noch geblieben, aber Klariant hat alle kleinen Manufakturen gefressen und produziert jetzt Gabelstapler und Düngemittel.

Man sagt, in diesem Internierungscamp waren meist Offiziere und wenig davon sind gestorben. Es war hier nicht wie Dachau, wo Leute stapelweise krepiert hatten, es wird auch berichtet, dass nach der Befreiung manch Offiziere in neuen Bezirken Häuser errichtet haben. Ob das tatsächlich so ist, überlasse ich den Historikern nachzuforschen; Fakt ist, Moosburg lebt weiter und hat heutzutage das Flair einer Grafschaft, wo Villen nicht so sehr mit Bauernhäusern kontrastieren und wo der Besitzer eines großen Restaurant-Kette in einen einfachen Laden gehen kann zum Einkaufen.



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