Am dunklen Wasser by Eva Almstädt

Am dunklen Wasser by Eva Almstädt

Autor:Eva Almstädt [Almstädt, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2022-05-26T22:00:00+00:00


22. Kapitel

Er sah schon Gespenster!

Norbert Beller fuhr vor der Bondi-Bar vor und kontrollierte den Rückspiegel. Der schwarze Lieferwagen mit dem Hamburger Kennzeichen, der ihm gefolgt war, war nicht mehr zu sehen. Wie auch? Er hatte eine Sondergenehmigung, um hier über den Strand zu seiner Bar zu fahren. So hatte er den Verfolger abgehängt. Er parkte auf seinem privaten Stellplatz neben den hoch aufragenden Pfählen, über denen sich sein Lager befand.

Beller stieg langsam aus dem Auto. Er hatte keine Lust auf diese Schicht. Zwei seiner Kellnerinnen hatten ihm kurzfristig abgesagt, sodass er den Abend mit Tommy und einer kaum angelernten Aushilfe bestreiten musste. Mit den beiden Absagen und dem müßigen Umdisponieren hatte der Tag für den Wirt schlecht angefangen, und er war auch nicht besser geworden.

Der Postbote hatte ihm zwei unerwartete Rechnungen und ein Ticket wegen zu schnellen Fahrens gebracht. Die Milch im Kühlschrank war umgekippt, als er sie in seinen Kaffee gegossen hatte … Beller hatte das Gebräu mit den säuerlichen Klümpchen darin in den Ausguss gekippt und war zum Bäcker gegangen, um dort zu frühstücken. Es war schon halb zwölf gewesen, doch er hatte erst nach längerem Warten einen Platz bekommen, weil es übervoll gewesen war. Hatten außer ihm denn alle frei?

Beller ging zum Kofferraum und nahm die zwei Holzkisten mit Limetten heraus. Es gelang ihm, die Kofferraumklappe zu schließen, ohne die Kisten abzusetzen.

Als er die Treppe hinaufstieg, sah er schon wieder einen dunklen Lieferwagen. Er parkte weiter nördlich in dem Strandbereich, dessen Zufahrt frei war. Zwei Beller unbekannte Männer kamen langsam auf das Bondi zu. Waren es die, die ihn verfolgt hatten? Viel erkennen konnte er nicht. Der Himmel war wolkenverhangen und die Luft diesig. Dass es dieselben waren, bildete er sich doch sicherlich nur ein.

Er setzte die Limetten auf dem Boden ab und lief zügig auf die Männer zu. Als Norbert Beller sie fast erreicht hatte, machten sie einen Bogen in Richtung Strand. Es hatte keinen Sinn, ihnen zu folgen. Der Wirt hob drohend die Faust! Der Schweiß rann ihm den Rücken herunter, sein Magen verkrampfte sich. Er brauchte ein Ventil für seine Wut – oder für seine Angst?

Irgendjemand, nein, sie drohten ihm. Das war offensichtlich. Seine E-Mail zeigte also schon Wirkung? Allerdings nicht die, die er sich erhofft hatte.

Sein kleiner Hinweis an die Presse war anscheinend sofort an die Polizei weitergeleitet worden. Und die Beamten waren wohl sogleich losmarschiert, hatten Fragen gestellt und waren auch sonst nicht gerade unauffällig vorgegangen. Wussten die nicht, mit was für einem Gegner sie es zu tun hatten?

Wie man den Hinweis bis zu ihm zurückverfolgt hatte, war ihm allerdings unverständlich. Die einzige Möglichkeit war, dass man einfach allen Leuten einen Besuch abstattete, die man von früher kannte und die die Mädchen kennen konnten. Nordstrand und St. Peter-Ording lagen ja recht nah beieinander. Na, wie viele konnte es da geben? Er war einfach zu dämlich gewesen zu glauben, dass er hier draußen in St. Peter-Ording außer Reichweite agierte.

Beller schloss das Bondi auf, nahm die Kisten wieder auf und trat ein. In diesem Teil der Bar war es auch tagsüber dunkel, weil es keine Fenster gab.



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