Allein zwischen Himmel und Meer by Herrmann Boris; Wolfers Andreas

Autor:Herrmann, Boris; Wolfers, Andreas
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-570-1045-5
Herausgeber: C. Bertelsmann
veröffentlicht: 2021-02-14T16:00:00+00:00

Das Suchdreieck, eingepflegt in meine elektronische Seekarte.

Ozeanografen in Frankreich haben berechnet, innerhalb welchen Zeitraums die Rettungsinsel von Kevin wohin getrieben sein kann. Von den Suchzonen für die vier Segler habe ich den grünen Streifen »9H« zugewiesen bekommen, die Neun-Stunden-Zone.

22.24 Uhr, Kapstadt: Die südafrikanische Einsatzzentrale teilt den Franzosen mit, dass sie nicht in der Lage sei, Schiffe oder Flugzeuge in das entlegene Suchgebiet zu senden. Die Franzosen wissen inzwischen, dass sich nicht nur keine Militär-, sondern auch keine Handelsschiffe in erreichbarer Nähe aufhalten. Der Einsatz französischer Marineflieger ist frühestens in 48 Stunden möglich. Die Einzigen, die Kevin nun finden können, sind die vier alarmierten Segler der Vendee Globe.

22.27 Uhr, Chatgruppe »PRB Rescue«: Die Rennleitung hat das Driftmodell der Ozeanografen genutzt, um eine präzise Suchzone zu definieren. Sie schickt uns die Koordinaten der Zone, die ich sofort in meine Seekarte übertrage. Die Zone sieht aus wie ein auf der Spitze stehendes Dreieck. Die Spitze ist der Ort, an dem Jean Le Cam vor gut fünf Stunden die Rettungsinsel gesehen hat. Von dort öffnet sich V-förmig ein Dreieck nach oben, nach Nordosten, in die Richtung, in die Wind, Wellen und Strömung die Insel mit hoher Wahrscheinlichkeit befördert haben. Beide Seitenlinien sind etwa 25 Seemeilen lang. Irgendwo in dem Dreieck zwischen den Linien treibt Kevin, davon sind die Driftexperten überzeugt.

Die Rennleitung hat das Dreieck in vier Querstreifen unterteilt. Es sind die jeweiligen Suchzonen für uns. »Sucht eure Zonen im Zickzack ab«, schreibt die Rennleitung, »und zwar so langsam wie möglich: unter Motor im Leerlauf, mit drei Reffs im Großsegel, ohne Vorsegel. Schaltet die Scheinwerfer ein. Wenn Kevin sie sieht, wird er eine Signalrakete zünden. Und lasst ständig das Nebelhorn heulen.«

22.35 Uhr, Segelyacht Seaexplorer: Ich passiere den Ort, an dem Jean Le Cam die Rettungsinsel gesehen hatte, und wende mein Schiff nach Norden, fahre mit Rückenwind in das Suchdreieck hinein. Von hier aus soll Kevin mit seiner Insel nach Nordosten gedriftet sein. Aber wie weit? Ich habe den dritten Querstreifen im Dreieck zugewiesen

bekommen. In etwa zwei Stunden werde ich ihn erreichen. Auf dem Weg dorthin durchkreuze ich den Suchsektor von Sebastien Simon, der erst gegen Mitternacht hier ankommen wird. Ich habe mein AIS-Empfangsgerät laut gestellt, den Scheinwerfer eingeschaltet, das Radargerät und auch die Infrarot-Kamera auf der Mastspitze. Bei langsamer Fahrt starre ich auf die im Mondschein glänzende See. Vielleicht treibt Kevin ja doch noch irgendwo hier umher, nahe der Unglücks s teile.

Yannick durchkämmt bereits seinen eigenen Suchsektor. Jean wiederum fahrt ganz langsam am Rand seiner Zone entlang, die Rennleitung hat ihm gesagt, er solle sich eine Weile ausruhen. Sie rechnet mit einer langen Nacht. Inzwischen geht sie davon aus, dass Kevin seinen Notfallbeutel mit den Telefonen nicht bei sich hat. Aber was ist bloß los mit seinem AIS-Sender? Ich begreife nicht, warum der Sender die Position nicht mehr funkt. Jean hatte die Signale doch noch empfangen!

23.54 Uhr, Paris: Auf Bitte der Rettungsleitstelle informiert das Pariser Außenministerium die französische Botschaft in Südafrika, kurz darauf wird der Botschafter aus dem Bett geholt. Als Diplomat würde er das

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.