02 by Der Moloch

02 by Der Moloch

Autor:Der Moloch [Moloch, Der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:57:35+00:00


»Er hatte eine kleine Krise. Sie ist behoben. Das kann jedem einmal passieren. Stiller ist wieder obenauf. Ich habe mich persönlich davon überzeugt.«

Warner sah ein, daß es keinen Zweck hatte, weiter darauf herum-zureiten. Niemand – außer Codd vermutlich – wußte sicher, warum Stiller monatelang in ein Sanatorium verschwunden war. Das Gerede über Alkoholprobleme mochte stimmen oder nicht.

»Ich hatte mich um die Erlaubnis bemüht, Zugang zum Haupt-computer zu bekommen, damit er mir ähnliche Todesfälle in anderen Distrikten, möglichst im ganzen Territorium, liefern könnte. Es wurde mir immer verweigert. Warum?«

»Weil ich nicht will, daß Sie sich verzetteln und in etwas verren-nen. Sie sind ein guter Mann. Ich brauche Sie an anderen Stellen dringender. Womit wir beim Thema wären: Was geht vor in Paddington dreihundertdreiunddreißig?«

Warner schob Frust. Er leierte das Ungeheuerliche herunter, als ginge es um eine Lappalie. Daß es in Wirklichkeit eine Sensation war, wußte niemand besser als er. Codd wußte bereits, daß Brian Secada vermißt wurde. Er hörte sich auch den mißglückten Versuch an, gewaltsam in das Haus zu gelangen. Als er sich die Verletzun-gen des Bautrupps noch einmal ausführlich schildern ließ, zeigte er sich beeindruckt.

»Klingt wie eine LSD-Phantasie«, sagte er schließlieh. Ehe Warner es persönlich nehmen konnte, fügte er hinzu: »Daß es keine ist, macht es nicht einfacher. Ich werde mich darum kümmern. In einer Stunde habe ich ein Gespräch mit dem Bürgermeister. Ihnen gebe ich den dienstlichen Befehl, sich ein paar Stunden aufs Ohr zu legen.

Ich brauche Sie ausgeschlafen, sobald wir eine Entscheidung über den Fortgang gefällt haben. Haben wir uns verstanden?«

Warner nickte und erhob sich. Das Gespräch war überflüssig gewesen. Er hoffte, daß Grunge mehr zu bieten hatte.

Virgil Codd wartete, bis Warners Schritte auf dem Flur verklan-gen. Dann hob er den Hörer ab und schaltete das Licht aus. Mühelos fanden seine Finger die Zahlentastatur im Dunkeln …

*

Als Leroy Harps zu sich kam, fror er. Er roch seine eigene Fahne und lauschte angewidert in sich, um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, daß er sich so hatte gehenlassen.

Sein Schädel brummte. Als er sich etwas abrupt aufrichtete, tanz-ten schwarze Nebel vor den Augen.

Der Spiegel über dem Bett kannte kein Mitleid – er warf ihn ge-nauso ausgespuckt zurück, wie er tatsächlich aussah. Nur das ge-dämpfte Licht war etwas gnädiger.

Harps rieb sich über den verspannten Nacken.

Wieso war er splitterfasernackt, wenn er sich einen solchen Affen angesoffen hatte, daß ihm jede Erinnerung fehlte? Seit wann hatte man im Delirium Muße, sich zu entkleiden und ins Bett zu legen …?

Der Boden schien leicht unter ihm zu schwanken, als er sich endgültig vom Bett löste und ein paar Probeschritte machte.

Es ging.

Er war trotzdem fassungslos. Natürlich trank er hin und wieder einen Schluck. Bisher hatte er aber meist gewußt, wann er aufhören mußte, und daß ein richtiges Loch in seinem Gedächtnis klaffte, hatte er noch nie erlebt!

Harps wußte, daß es nicht gut war, die Kontrolle zu verlieren. Gerade in seinem Metier.



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