004 - Die Karte by Andreas Winkelmann

004 - Die Karte by Andreas Winkelmann

Autor:Andreas Winkelmann [Winkelmann, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2021-06-14T22:00:00+00:00


Kapitel 4

1

Der dürre Mann in dem schwarzen Muskelshirt, mit dem sich Maximilian Grafe vor dessen Haustür unterhalten hatte, hieß Kai-Uwe Kahlau. Jens Kerner hatte ihn von Becca überprüfen lassen, bevor er sich auf den Weg machte.

Kahlau war offiziell an der Adresse gemeldet. Ein Fahrzeug war nicht auf ihn zugelassen, was daran liegen mochte, dass er keinen Führerschein mehr besaß. In Flensburg hatte man die Geduld verloren mit ihm. Zu oft Alkohol am Steuer, zu viele Punkte, zu viel Uneinsichtigkeit. Hinzu kamen noch Drogen, und da verstanden die Wächter über Straßen und Wege keinen Spaß. Der Lappen war vor vier Jahren eingezogen und vernichtet worden. Niemand hatte die Absicht, Kahlau je wieder als Fahrer eines Fahrzeuges am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen.

Bei der Polizei lag gegen Kahlau eine Anzeige wegen Ladendiebstahls von vor sechs Jahren vor. Er hatte darauf bestanden, nur vergessen zu haben, die vier Flaschen Wodka in seinem Rucksack zu bezahlen.

Das waren Lappalien, wie Jens fand. Solche Dinge vertrug die Gesellschaft, auch wenn sie natürlich geahndet werden mussten.

Becca hatte auch eine mögliche Verbindung zwischen Kahlau und Grafe überprüft, aber nichts gefunden. Auch gab es keine Verbindung zwischen den beiden und Wilhelm Gruber und Roland Lange, jedenfalls keine aktenkundige. Da auch in dieser Sache Drogen im Spiel waren, hatte Jens Becca danach forschen lassen. Er glaubte nicht wirklich, dass die Fälle Eva Probst und Rolf Hagenah zusammenhängen konnten, aber es war fahrlässig, nicht in alle Richtungen zu denken. Leider gab es mehr als genug Drogendelikte in dieser Stadt, das war ein Sumpf, der nicht auszutrocknen war.

Jens war unausgeschlafen und übellaunig, als er bei Kai-Uwe Kahlau klingelte. Er hoffte, auf einen kooperativen Gesprächspartner zu treffen, und nicht auf einen, der seine schlechte Laune noch verschlimmerte.

Kahlau öffnete nach dem vierten Klingeln. Er trug die gleiche Kleidung wie gestern, als Jens ihn im Türrahmen gesehen hatte – dem Geruch nach zu urteilen wahrscheinlich sogar dieselbe.

Jens zeigte seine Dienstmarke. «Können wir uns drinnen unterhalten?», fragte er.

«Ich kenn dich, Mann.»

«Schön für dich. Lass uns trotzdem reingehen.»

«Ich hab Rechte!»

«Ich weiß. Willst du mit aufs Revier, oder was?»

Darüber musste Kahlau einen Moment nachdenken. Er entschied sich gegen einen Ausflug, drehte sich um, ging in seine Wohnung zurück und ließ die Tür offen stehen – was Jens als Einladung verstand.

«Scheiß-Bullen!», nuschelte Kahlau vor sich hin.

«Scheiß-Junkies», erwiderte Jens.

«Was hast du gesagt?» Kai-Uwe Kahlau, der das kleine Wohnzimmer seiner Wohnung erreicht hatte, fuhr herum.

Kahlau hielt Jens’ Blick einem Moment stand, dann wandte er sich ab und ließ sich in einen Sessel fallen. Der Raum war klein, das einzige Fenster ging auf einen betonierten Hinterhof hinaus, in den wahrscheinlich niemals die Sonne hineinschien. Die Ledergarnitur war secondhand, die übrigen Möbel verschrammt und abgestoßen, es gab ein Kiefernholzregal mit vielen Büchern darin. Jens schätzte mindestens zweihundert Stück. Einen Fernseher entdeckte er nicht.

«Was habe ich verbrochen?», fragte Kahlau und zündete sich eine Zigarette an.

«Sag du es mir, dann erspare ich mir viele Fragen, die du nicht mit Lügen beantworten musst.»

«Haben wir irgendwie Beef?», fragte Kahlau, und Jens wunderte sich darüber, dass ihm dieses blöde Wort schon wieder unterkam.



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