Zwielicht by Robert Jordan

Zwielicht by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Roman, ebook german


KAPITEL 8

Über die Grenze

Nynaeve hielt sich krampfhaft mit einer Hand auf ihrem Platz im hinteren Teil des heftig schaukelnden Wagens fest, und mit der anderen sicherte sie ihren Strohhut, während sie zurückblickte, wo der tobende Staubsturm sich in der Ferne verlor. Die breite Krempe warf Schatten auf ihr Gesicht und schützte sie gegen die morgendliche Hitze, doch der Fahrtwind, den der eilig dahinrumpelnde Karren erzeugte, hätte ausgereicht, ihr den Hut vom Kopf zu wehen, und das trotz des dunkelroten Schals, den sie darübergezogen und unter ihrem Kinn verknotet hatte.

Niedrige, grasbewachsene Hügel, auf denen hier und da etwas Gestrüpp dem Auge Halt bot, zogen an ihr vorüber.

Das Gras lag dürr und spärlich unter der Hitze des Spätsommers. Der von den Wagenrädern aufgewirbelte Staub nahm ihr gelegentlich etwas die Sicht und reizte sie zum Husten. Die weißen Wolken am Himmel trogen. Es hatte schon seit der Zeit vor ihrer Abreise aus Tanchico nicht mehr geregnet, und das lag Wochen zurück. Es mußte auch einige Zeit hersein, seit zuletzt Wagen über die breite, früher einmal vom Verkehr fest ausgefahrene Straße gerumpelt waren.

Kein Reiter tauchte aus diesem wie fest gemauerten Braun auf, und das konnte ihr nur recht sein. Ihr Zorn auf die Straßenräuber, die sie so kurz vor dem Verlassen des Wahnsinns, der sich in Tarabon abspielte, aufgehalten hatten, war verflogen, und solange sie nicht zornig war, konnte sie die Wahre Quelle nicht erreichen und somit die Macht nicht benützen. Sie war allerdings selbst davon überrascht worden, wie sie bei allem Zorn einen derartigen Sturm hatte erzeugen können. Sobald sie ihn einmal hochgepeitscht und mit ihrem Zorn erfüllt hatte, hatte er wie von selbst weitergewütet. Auch Elayne war von dem Ausmaß des Sturms überrascht worden, aber dankens-werterweise hatte sie das Thom und Juilin gegenüber nicht zugegeben. Doch trotz des ständigen Anwachsens ihrer Kraft, wie es ihre Lehrerinnen in der Burg vorhergesagt hatten, und von denen war keine stark genug, um so wie sie mit einem der Verlorenen fertigzuwerden, trotz dieser Steigerung also war sie noch immer auf ihren Zorn angewiesen und somit eingeschränkt. Wären jetzt weitere Banditen aufgetaucht, hätte Elayne ihnen allein gegen-

übertreten müssen, und das wollte sie nicht. So war wohl ihr früherer Zorn verflogen, aber sie bemühte sich, die nächste Gefühlsaufwallung vorzubereiten.

Sie kletterte mühsam über die Zeltplane, die über eine ganze Ladung Fässer gespannt war, und langte hinunter nach einem der Wasserfässer, die außen an den Seitenwänden des Wagens zusammen mit den Kisten, in denen sich ihre Habseligkeiten und Vorräte befanden, festgezurrt waren. Sofort verrutschte ihr der Hut wieder, schob sich auf den Hinterkopf, wo er nur noch von dem Schal festgehalten wurde. Ihre Fingerspitzen berührten gerade noch den Deckel des Fasses. Wenn sie das Seil, an dem sie sich mit der anderen Hand festklammerte, losließe, könnte sie das Wasserfaß erreichen, doch bei der Schaukelei würde sie vermutlichen den Halt verlieren und auf die Nase fallen.

Juilin Sandar lenkte den knochigen braunen Wallach, den er ritt – er hatte ihm den unpassenden Namen

›Schmoller‹ verliehen – näher an den Wagen heran und langte



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