Ein Junge namens Weihnacht 01 - Ein Junge namens Weihnacht by Haig Matt

Ein Junge namens Weihnacht 01 - Ein Junge namens Weihnacht by Haig Matt

Autor:Haig, Matt [Haig, Matt]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
veröffentlicht: 2015-12-31T16:00:00+00:00


Der schlimmste Gedanke

ikolas versuchte den Gedanken an seinen bevorstehenden Tod und die grauen, warzigen Würgepranken des Trolls wegzuschieben und wandte sich wieder an die Wahrheitselfe. Er hatte zwar immer noch Angst vor ihr, aber er wusste, dass ihm Angst nicht weiterhalf. Wenn er Antworten wollte, gab es wohl keinen besseren Ort auf der Welt als diese Gefängniszelle. »Wenn ich dir Fragen stelle, musst du mir dann die Wahrheit sagen?«

Die Pixie nickte nachdrücklich. »Ja. Ich bin eine Wahrheitselfe.«

»Alles klar. Gut. Also. Lass mich mal nachdenken … Weißt du, ob mein Vater noch lebt? Er ist ein Mensch – logisch –, und er heißt Joel.«

»Joel wer?«

»Joel der Holzfäller.«

»Hmmm. Joel der Holzfäller. Sagt mir nichts«, meinte die Pixie.

»Was ist mit dem Kleinen Kipp?«

»Der Kleine Kipp! Ja. Der Wichteljunge. Ich habe von ihm gehört. Er war auf der Titelseite des Tagesschnees. Das ist die Wichtelzeitung, aber auch ein paar von uns Elfen in den Waldigen Hügeln lesen sie, weil manchmal etwas drinsteht über Wichtel, die Sprengblume gegessen haben und explodiert sind. Und wegen der Rezepte. Und dem neuesten Klatsch.«

»Hat der Kleine Kipp Sprengblume gegessen?«

»O nein. Er wurde entführt.«

»Entführt?«

»Und zwar weder von Trollen noch von Elfen. Ich schätze, sie hätten nicht halb so viel Theater darum gemacht, wenn es die Elfen, die Trolle oder die Tomtegubbs gewesen wären. Nein. Er wurde von Menschen entführt.«

Nikolas bekam eine Gänsehaut. »Was für Menschen?«

»Ich weiß es nicht. Eine Gruppe von Männern. Das war vor vielen Monden. Als sie kamen, wurden sie erst von allen begeistert willkommen geheißen. Wodol hat ihnen zu Ehren sogar ein großes Bankett gegeben. Sie wurden eingeladen, so lange zu bleiben, wie sie wollten, aber dann haben sie mitten in der Nacht ein Wichtelkind entführt, es auf einen Schlitten gesetzt und sich vor Sonnenaufgang mit ihm davongemacht.«

Nikolas’ Herz setzte einen Schlag aus. »Auf einen Schlitten?«

Ihm wurde angst und bange. Es war, als würde er in einen bodenlosen Abgrund stürzen. Er nahm die rote Mütze seines Vaters vom Kopf und starrte sie an. Noch furchtbarer als die Aussicht, von einem Troll zerquetscht zu werden oder lebenslang in einem Wichtelgefängnis zu sitzen, war die Vorstellung, dass sein eigener Vater vielleicht zu den Männern gehörte, die den Kleinen Kipp entführt hatten. Nikolas wollte diese Möglichkeit gar nicht laut aussprechen. Aber wenn es so war, dann wollte er die Missetat wiedergutmachen.

Er wollte alles wiedergutmachen.

Er sah hinauf zu dem kleinen schwarzen Loch in der Decke. »Pixie, weißt du, was das für ein Loch da oben ist?«

»Ja, klar. Der Turm war nicht immer ein Gefängnis, musst du wissen. Früher war er ein Willkommensturm. Das war, als Mütterchen Efeu noch Ratsvorsitzende war.«

»Ich weiß. Wodol hat mir davon erzählt.«

»Die Wichtel waren immer sehr gastfreundliche Leute. Und der Turm war voller freundlicher Wichtel, die jedem, der vorbeikam, Pflaumenwein ausschenkten. Es kam zwar nie jemand vorbei, aber es ist bekanntlich der Gedanke, der zählt. Dieser Raum hatte früher rundum Fenster, die jetzt zugemauert sind. Hier brannte ein Feuer, das weithin leuchtete, damit die Besucher, die an Wichtel und Elfen und Wunder glaubten, den Weg hierher fanden.«

»Ich liebe Rauch«, sagte Sebastian verträumt.



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