Zwergenkinder 04 - Der Kristall der Zwerge by Bekker Alfred

Zwergenkinder 04 - Der Kristall der Zwerge by Bekker Alfred

Autor:Bekker, Alfred [Bekker, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
veröffentlicht: 2013-03-09T16:00:00+00:00


Auf dem Markt von Hiros

Da Hiros am Rande der Wüste lag, war es tagsüber oft so heiß, dass man es kaum aushalten konnte. Märkte wurden daher mit Vorliebe in den Abendstunden abgehalten. Zu dieser Zeit herrschte in den engen Gassen und auf den vielen Marktplätzen reges Treiben. Außerdem gab es Basare in hallenartigen Gebäuden, in denen sich die Bewohner von Hiros drängten.

Tomli und Ambaros schoben sich durch die überfüllten Gassen. Dabei lauschten sie den Gesprächen der Leute. Wie ein Lauffeuer hatte sich verbreitet, dass die Leviathan-Reiter die Stadt vom Rest des Landes abgeschnitten hatten. Von jedem hohen Gebäude aus, das die Stadtmauern überragte, konnte man sehen, was los war. Die Eigentümer einiger dieser Häuser nahmen sogar Eintritt von denen, die einen Blick auf die Bedrohung werfen wollten.

»So voll wie heute habe ich die Stadt selten erlebt«, sagte Ambaros zu dem Zwergenjungen. »Aber das liegt wohl daran, dass sich viele Bewohner mit Nahrungsmitteln und anderen Dingen eindecken wollen, die während einer längeren Belagerung knapp werden.«

»Ich möchte die Leviathan-Reiter auch gern sehen«, bekannte Tomli.

»Willst du wirklich ein Silberstück dafür ausgeben?«, fragte Ambaros. »Der Eigentümer des Hauses, an dem wir gerade vorbeigekommen sind, knöpft Neugierigen nämlich so viel ab.« Der Zentaur schüttelte unwillig den Kopf. »Es ist jetzt viel wichtiger, Zauberstäbe für dich und deinen Meister zu besorgen.«

»Und Ihr seid Euch sicher, dass man so etwas hier findet?«

»Vertrau mir, Tomli.«

Auf einmal erregte etwas am Abendhimmel die Aufmerksamkeit des Zwergenjungen. Er hielt es zuerst für einen Vogel, der über der Stadt kreiste. Die letzten Strahlen der Abendsonne ließen das Wesen rötlich schimmern, aber als sich seine Farbe plötzlich in ein giftiges Grün verwandelte, wusste Tomli, dass es kein Vogel war.

»Ar-Don«, murmelte er.

Ambaros war seinem Blick gefolgt und hatte den Gargoyle ebenfalls bemerkt. »Vielleicht ist es besser, wenn du diesen Namen nicht laut aussprichst.«

»Wieso?«

»Wir Zentauren glauben, dass man einen bösen Geist herbeirufen kann, indem man seinen Namen nennt.«

Der Gargoyle flog in die Höhe, bis Tomli ihn nicht mehr ausmachen konnte. Dafür aber vernahm er die Gedanken der steinernen Kreatur: »Nicht genug Kraft. Ar-Don … schwach … wir alle … schwach …«

Auf einmal sah Tomli vor seinem inneren Auge einen Kristallschädel. Er war vollkommen von Licht erfüllt, nur die Augen waren dunkel. Tomli erschrak, so stark war dieses Gedankenbild. Es beherrschte ihn so sehr, dass es ihm erst gar nicht gelang, sich davon zu lösen.

»Tomli?«, fragte Ambaros.

Seine Stimme klang für den Zwergenjungen, als würde sie von weit her an sein Ohr dringen. Erst das Zittern des Bodens brachte ihn wieder ganz zu sich.

Ein tiefes Brummen war zu hören, und von einem Gebäude fielen Dachpfannen herunter. Panik entstand, Menschen stoben in alle Richtungen davon. Jemand stieß Tomli an, sodass der Zwergenjunge taumelte, doch Ambaros packte ihn am Wams, damit er nicht fiel.

»Das sind die Leviathane!«, rief jemand. »Es wird alles zusammenbrechen!«

»Stimmt das?«, fragte Tomli den Zentauren.

»Angeblich können die Leviathane allein durch ihre Rufe alles zum Einsturz bringen.« Ambaros zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. »Ich habe das immer für eine übertriebene Geschichte aus der Zeit des Bronzefürsten gehalten. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.



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