Wolfswinter by Christina Doehlings

Wolfswinter by Christina Doehlings

Autor:Christina Doehlings [Doehlings, Christina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-01-06T05:00:00+00:00


»Eine Falle«, flüsterte Jansen.

Kreitfisch konnte nichts sagen. Entsetzt beobachtete er, wie mehrere Männer sich aus den Schatten und Schemen des Waldes lösten. Er sah vier, fünf vermummte Gestalten in abgerissenen Kapuzenmänteln, düstere Gesichter, lange, schwere Holzknüppel. Diese Männer kamen nicht, um nach dem Weg zu fragen, sie hatten Böses im Sinn. Sein eigener Knüppel war unter den Sitz gerollt. Er erwachte langsam aus seiner Starre und tastete mit dem Fuß danach. Die Wegelagerer waren in der Überzahl, trotzdem mussten sie versuchen, sich zu wehren!

»Scheiße«, zischte Jansen, »der hat eine Axt.«

Kreitfisch folgte seinem Blick. Einer der Männer, ein großer, breitschultriger Kerl mit krausem Bart und schmutzigem Gesicht, hielt eine mächtige Axt in der Hand, deren Schneide in der Sonne glänzte. Er feixte, während er sich ihnen näherte.

Jansen verlagerte sein Gewicht. »Stell dich dumm«, sagte er leise, »spiel den Dorfdeppen.«

Kreitfisch ließ sich zusammensacken und setzte ein, wie er hoffte, einfältiges Gesicht auf. Ob es etwas nutzte, wenn die Angreifer ihn für zurückgeblieben hielten? Vielleicht würden sie für einen Augenblick seine Kraft unterschätzen, dennoch blieben sie in der Überzahl.

Seine Handflächen waren glitschig vor Schweiß. Er zog sie aus den Fäustlingen, um besser nach seinem Knüppel greifen zu können. Die Wegelagerer kamen Schritt für Schritt näher, aus allen Richtungen schienen sie zu kommen.

Kreitfisch drehte den Kopf und sah in die entsetzten Gesichter der Fuhrleute hinter sich. Einer hielt immer noch den Branntweinkrug in der Hand, dem anderen zitterten die Lippen. Der Weg zurück war versperrt, breitbeinig stand ein langhaariger Mann dicht hinter den Fuhrwerken, seine Keule über der Schulter.

»Wollen spielen!«, rief Kreitfisch mit hoher Stimme und stieß ein glucksendes Lachen aus, vor dessen Absonderlichkeit er sich beinahe selbst erschrak. »Guck! Guck!« Er klatschte in die Hände und grinste dümmlich.

Das Unheimliche war, dass die Männer auch grinsten, bis auf einen. Und nichts sagten. Sie sagten nichts. Das war kaum auszuhalten. Kreitfisch wollte sich auf sie stürzen und ihnen die Worte aus dem Mund prügeln. Aber es war klüger, den schwachen Schutz, den das Fuhrwerk bot, zu nutzen, solange es möglich war.

Der Kerl, der ihm am nächsten stand, hatte helles, fast weißes Haar, das ihm in fettigen Strähnen in die Stirn hing. Seine Augen waren wimpernlos und kalt, der feixende Mund boshaft, hündisch, wie bei einem Tier, das die Zähne bleckte. Er starrte vor Schmutz. Kreitfisch glaubte, seinen Gestank über mehrere Schritt Entfernung hinweg riechen zu können, und bemühte sich, ihn weiterhin lächelnd und arglos anzusehen. Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Bleichhaarigen und wich einem grausam abschätzigen Ausdruck.

»Ist schon gut, Fritz, die Männer tun dir nichts«, sagte Jansen und tätschelte Kreitfischs Bein.

»Männer tun nichts«, wiederholte Kreitfisch mit hoher, kindlicher Stimme.

Er hörte ein lautes Lachen und wandte den Kopf. Der Bärtige mit der Axt war vor ihr Fuhrwerk getreten und fasste Hug am Zaumzeug. Das Pferd schnaubte und wich ein Stück zurück.

»Nein, wir tun dir nichts«, sagte er in übertrieben freundlichem Ton, »armer Trottel. Wir zerhacken dich nur und stechen dir die Augen aus.«

Einer der Tuchhändler begann zu weinen. Der Mann mit dem hellen Haar sprang vor, riss ihn vom Sitz und schlug heftig auf ihn ein.



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