Wolfstochter by Angela Waidmann

Wolfstochter by Angela Waidmann

Autor:Angela Waidmann
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Kinder- und Jugendbücher/Jugendbücher ab 12 Jahre
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2012-06-02T12:54:54+00:00


Endlich hat es aufgehört zu regnen.

Aber die Luft ist immer noch feucht und schwer. Über dem Boden hat sich Nebel gebildet; fein wie ein Spinnennetz windet er sich um meine Beine.

Allein streife ich durch den dunklen Wald, denn der Fuchs und die Krähe sind heute nicht gekommen.

Stundenlang bin ich nun schon unterwegs, ängstlich und ziellos, immer auf der Suche nach irgendeinem anderen Wesen, dem ich mich anschließen kann. Doch heute habe ich kaum ein Tier gewittert; alle haben sich verkrochen.

Nun bin ich wieder auf dem Heimweg, der Buchfink singt schon, und bald wird es dämmern; unter allen Umständen muss ich nach Hause.

Trotzdem bleibe ich plötzlich stehen, wittere angespannt, sauge tief die regenfeuchte Luft ein, denn nun dringt, schwach und noch weit entfernt, der Geruch eines anderen Lebewesens zu mir. Seine Witterung ist mir fremd; ich kann sie nicht einordnen, egal, wie aufmerksam ich sie auch prüfe.

Dann höre ich das Flattern großer Flügel.

Er ist wieder da!

Ängstlich ducke ich mich zwischen die dornigen Sträucher, schaue gleichzeitig hinauf in die dunklen Kronen der Bäume.

In der regenfeuchten, nebligen Dunkelheit kann ich ihn kaum erkennen, aber er landet über mir, in den schwankenden Ästen einer kahlen Buche, und er schaut auf mich herab.

Ich ducke mich noch ein bisschen tiefer und schleiche weiter, sehr, sehr leise.

Da höre ich das Flattern schon wieder!

Ich schaue nicht mehr hinauf, aber ich rieche, spüre, dass er mich weiter verfolgt.

Was würde ich darum geben, wenn ich jetzt wenigstens nicht allein wäre!

Ich muss mich beeilen, denn am Horizont kann ich schon einen blassen Lichtschimmer erkennen.

Aber ich wage es nicht zu laufen, denn dadurch würde ich seine Aufmerksamkeit nur noch mehr auf mich ziehen. Vielleicht würde ich ihn dadurch sogar zu einem Angriff reizen.

Vorsichtig winde ich mich zwischen ein paar Dornenranken hindurch … und bleibe entsetzt stehen.

Dort vorne, auf der Lichtung, nur wenige Sprünge von mir entfernt, ist er.

Atemlos starre ich ihn an.

So ein Wesen habe ich noch nie gesehen. Es steht aufrecht, einer dunklen Statue gleich, nur ein schwarzer Schatten in der langsam hereinbrechenden Dämmerung. Der feine Nebel streicht um seinen ungefähr menschengroßen Körper, der eine fremdartige, unbändige, beinahe magische Kraft ausstrahlt. Er sieht mich an; wenn seine Augen nicht leuchten würden wie glühende Kohlen, hätte ich seine bewegungslose Gestalt vielleicht übersehen.

Und sein Kopf … Auch seine Umrisse kann ich nur schwer erkennen, aber ich kann sehen, dass er eine längliche Schnauze und spitzen Ohren hat. Und zwischen den schmalen Lippen blitzen lange Fangzähne hervor!

Ich lege meine Ohren in den Nacken, weiche langsam zurück, ohne einen Blick von diesem kraftvollen, magischen Wesen zu nehmen.

Aus meiner Kehle kommt ein drohendes Knurren.

Doch das Wesen folgt mir nicht, und es erhebt sich auch nicht in die Luft mit seinen mächtigen Flügeln, die ihm statt Armen aus den Schultern gewachsen sind. Ruhig, ja beinahe würdevoll sieht es mir zu, wie ich mich zurückziehe.

Erst als ich es nicht mehr sehen kann, als auch seine Witterung schon ganz schwach geworden ist, drehe ich mich um und renne davon, so schnell meine Beine mich tragen können. In einem großen



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