Wo stehe ich und wo geht's jetzt hin? - wie Sie den roten Faden im Leben finden by Gräfe und Unzer

Wo stehe ich und wo geht's jetzt hin? - wie Sie den roten Faden im Leben finden by Gräfe und Unzer

Autor:Gräfe und Unzer [Hofmeister, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gräfe und Unzer
veröffentlicht: 2014-02-04T00:00:00+00:00


5. JAHRSIEBT: LEBENSPLANUNG UND KARRIERESCHRITTE

In den Zwanzigern haben wir uns in dem beruflichen Feld, für das wir uns entschieden hatten, lernend bewährt. Bestimmt wurde unser Leben aber in dieser Zeit durch unsere Gefühle. Mit einer Gesellenprüfung, einem Hochschulabschluss, einer Hochzeit, der Geburt des ersten Kindes, einem beruflichen Wechsel, einem Umzug endete unsere Phase von Ausbildung und Berufseinstieg.

Im Alter von 28 bis 34 leiten uns die Fragen: »Was bringt es mir? Was sind die Vor- und Nachteile? Mit welchen Konsequenzen habe ich zu rechnen?« Wir sind in den Raum der Verstandesseele getreten. Wollten wir in den Zwanzigern vor allem die an uns gestellten Erwartungen erfüllen, können wir uns jetzt in unseren Qualitäten selbst einschätzen und konsequent unseren Weg verfolgen.

Aus dem Leben: Sigrid hat nach der mittleren Reife eine Lehre als kaufmännische Angestellte in einem Familienbetrieb begonnen. Der Chef, ein Mann der alten Schule, hat kompetent, streng und unerbittlich gegen sich selbst und seine Angestellten sein Unternehmen zu dem heutigen Erfolg geführt. Zunächst hatte Sigrid große Angst vor ihm, doch mit den Jahren lernte sie, ihn zu nehmen. Wie früher als Mädchen zu Hause agierte sie still und fleißig. Ihre stetig zunehmende fachliche Kompetenz war ihr selbst nicht bewusst. Sie verehrte ihren Chef wie einen zweiten Vater. War es ein Zufall, dass sie, wie als Kind bei ihrem Vater, umsonst auf ein lobendes Wort von ihm wartete? Nach der Gesellenprüfung wurde sie selbstverständlich übernommen. So arbeitete sie sich Jahr für Jahr weiter ein in die verschiedenen Bereiche des Unternehmens und wurde zur rechten Hand des Chefs, der sich hundertprozentig auf sie verlassen konnte. Eines Tages fragte sie ein neuer Kollege, der ihr wegen seines gesunden Selbstbewusstseins schon aufgefallen war: »Bist du dir eigentlich bewusst, dass du bei deiner fachlichen Kompetenz eine weitaus bessere Position verdienst?« In ihren Gedanken hatte sich Sigrid in letzter Zeit öfter gefragt, wann sie sich endlich von dem Gefühl, klein und unscheinbar sein zu müssen, befreien würde. Als hätte nur noch dieser Anstoß gefehlt, strahlte Sigrid ihren Kollegen mit neu erwachtem Selbstbewusstsein dankbar an. Von dem Tag an wurde Sigrid zu einer ernst zu nehmenden Mitarbeiterin, die ihren Standpunkt sachlich und deutlich vertrat. Damit konnte ihr Chef nicht umgehen, es kam zum Streit. Sigrid kündigte in ihrem 29. Lebensjahr. Sie war selbst überrascht über ihre mutige Entschlossenheit.

Heute arbeitet Sigrid im Management eines großen Unternehmens. Sie erinnert sich gerne an ihren »alten Chef«, von dem sie alles von Grund auf gelernt hatte. Im Biografie-Seminar fiel ihr die Ähnlichkeit zwischen ihrem strengen Vater und dem unnahbaren Chef auf. Wie sehr hatte sie sich angestrengt, um ein Wort der Anerkennung zu erhalten. Jetzt sieht sie, dass die Kündigung nötig gewesen war, um sich von dem starken Vaterbild zu emanzipieren.



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