Wintermond by Heitmann Tanja

Wintermond by Heitmann Tanja

Autor:Heitmann, Tanja [Heitmann, Tanja]
Die sprache: rus
Format: epub, mobi
Tags: Roman
ISBN: 3453266110
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-06-03T22:00:00+00:00


Kapitel 19

Schwierige Entscheidungen

Eigentlich war der Tag, seit sie ihre Wohnung nach dem gemeinsamen Frühstück mit David verlassen hatte, bislang unerwartet angenehm verlaufen: Als Meta in Begleitung der Malerin Camille die Galerie betreten hatte, stand Sol bereits Parade. Der junge Mann war eine wahre Augenweide, mit einer Figur von irritierender Ebenmäßigkeit, die Proportionen harmonierten vollkommen. In das prägnante Gesicht passte die schwarze Hornbrille mit den ovalen Gläsern, als wäre sie extra dafür angefertigt worden. Er trug einen schmal geschnittenen Anzug und ließ beim Anblick der beiden Frauen seinen ganzen Charme spielen. Seine dunklen Augen glitzerten vor Freude, und er klatschte tatsächlich einmal kurz in die Hände, als hätte er nichts sehnlicher als ihre Ankunft erwartet.

Meta hatte den jungen Burschen in Eigenregie direkt von der Uni weg eingestellt, nachdem Eve in den letzten Wochen erstaunlich wenig Zeit in der Galerie verbrachte und sich zunehmend als Rinzos rechte Hand verstand. Sols einnehmendes, wenn auch leicht überdrehtes Naturell hatte sie überzeugt, da die Atmosphäre in der Galerie dringend einen Ausgleich zu Eves versnobter Art gebrauchen konnte. Außerdem hatte sie rasch seine offene Haltung sowohl gegenüber Kunst als auch gegenüber der Käuferklientel zu schätzen gelernt.

Camille dagegen, deren Küstenaquarelle Meta vor kurzem verkauft hatte, war eine dieser nüchtern veranlagten Menschen, an denen Charme aus Prinzip abprallt. Anstatt auf Sols Gezirpe einzugehen, erwiderte sie schlicht, dass sie das Wetter auch angenehm fand und gern einen Kaffee trinken würde. Daraufhin faltete Sol die Hände und lächelte einen Moment lang eisern weiter: »Kaffee - eine sehr schöne Wahl.«

»Ein netter Junge«, bemerkte Camille, ohne eine Miene zu verziehen. Trotzdem meinte Meta, einen amüsierten Unterton herauszuhören. Zwar war es äußerst schwierig, in Camilles neutraler Art verschiedene Schattierungen auszumachen, doch Meta glaubte, dass sich da eine rabenschwarze Färbung erkennen ließ. Diese ältere Frau mit ihren weichen Körperrundungen und dem praktischen Kurzhaarschnitt verfügte über einen äußerst trockenen Humor.

Nachdem sie einen Rundgang durch die Galerie gemacht hatten, zogen sie sich in Metas Büro zurück, um eine größere Zusammenstellung von Camilles Arbeiten zu besprechen. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine, wo Meta Nachschub holen wollte, trat Rahel an ihre Seite und schenkte ihr ein Lächeln.

»Ich wollte nur einmal hören, wie die Einladung gestern gelaufen ist. Bist du wieder im Liebesrausch mit Karl?«

Seit dem Abend, an dem sie sich gemeinschaftlich auf dem Küchensofa einen Schwips angetrunken und Geheimnisse ausgetauscht hatten, hatte Meta Rahel fast nur im Vorbeilaufen gesehen. Die letzten Tage waren hektisch gewesen: Meta hatte neben den normalen Geschäftsaufgaben auch die Dinnerparty vorbereiten müssen, während Rahel auf den Glockenschlag zu ihren Theaterproben verschwunden war, da man auf die Premiere zusteuerte. Wenn sie trotzdem die Gelegenheit gefunden hatten, ein paar Sätze auszutauschen, war Rahel so freundlich wie immer gewesen.Trotzdem hatte Meta das Gefühl, dass sich seit jenem Abend etwas verändert hatte. Entgegen ihrer sonstigen Art war Rahel mit einem Mal seltsam zurückhaltend, was auch durch ihre direkt formulierte Frage nach Karl nicht überspielt werden konnte.

»Ach, Karl …«, fing Meta an und wusste dann nicht, wie sie fortfahren sollte. Seit dieser Mann letzte Nacht ihre Wohnung verlassen hatte, hatte sie keinen weiteren Gedanken an ihn verschwendet.



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