Winter in Maine by Gerard Donovan

Winter in Maine by Gerard Donovan

Autor:Gerard Donovan
Die sprache: eng
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-02-08T21:00:00+00:00


Während aus dem bewölkten Teil des Himmels leichter Schnee fiel und über den Parkplatz wehte, traf ein Pick-up mit einem Geweih am Kühlergrill ein. Zwei Männer stiegen aus und kamen herein, dicke Arme, die Kappen tief ins Gesicht gezogen, so dass man nur ihre unangezündeten Zigaretten sah. Sie glitten an einen Tisch und gaben mit einem Nicken ihre Bestellung auf. Trotz des klappernden Bestecks und der Bestellungen, des Hustens und Niesens und des lärmenden Fernsehers an der Wand drangen Gesprächsfetzen herüber.

Ich hab einen großen Hirsch zur Strecke gebracht und ihn mir in einer knappen Viertelstunde auf den Rücken geschnallt.

Ja? Ich hab einen Schwarzbär erledigt, der auf mich zukam, aber plötzlich abhauen wollte, als wenn er Bescheid wüsste. Ein Schuss mit der Winchester, und er fiel um wie ein Sack.

Ein paar Einheimische haben oben an der Grenze jede Menge Bären erlegt.

Dann beugten sie sich vor und senkten die Stimmen. Ich musste den Kopf drehen, um ihr Geflüster trotz des Geschirrklapperns hören zu können.

Nein, ich weiß auch nicht, was da los ist. Keine Spur von ihm in den letzten drei Tagen. Und dann noch die anderen beiden. Ich sag dir, da stimmt was nicht. Das gibt's doch nicht, dass mehrere Männer spur- und geräuschlos verschwinden.

Einer der beiden zündete sich eine Zigarette an, und als er merkte, dass ich ihn anstarrte, blickte ich auf den Fernseher, wo ein rotes Fragezeichen mit einem Gewehr davor auf dem Bildschirm zu sehen war.

Und jetzt ein Bericht aus Fort Kent: drei vermisste Jäger und zwei verzweifelt auf ein Lebenszeichen hoffende Familien. Was ist in den North Woods passiert? Wohin sind diese Männer verschwunden?

Auf dem Bildschirm erschienen drei Fotos. Ja, das waren sie, ganz am Schluss der hagere Armbrustschütze. Der Reporter sagte, zwei von ihnen seien aus Frenchville, das waren die beiden Freunde, die jetzt in dem Pick-up im Wald lagen, und der Erste, den ich erschossen hatte, stammte aus Fort Kent. Zwei von ihnen hatten Kinder, aber nicht der Hagere, der unverheiratet war. Als von den Kindern die Rede war, wurde mir schwer ums Herz. Die Kleinen hatten jetzt keinen Vater mehr, das wäre nicht nötig gewesen, aber warum musste jemand auch auf die Jagd gehen, wenn er zu Hause ein Kind hatte? Warum überhaupt jagen, und warum in der Nähe meiner Hütte? Warum einen Hund erschießen oder mit einem Hundemörder verkehren? Das kommt davon, wenn man so was tut. Erlegen, das hörte sich harmlos an und war genau das, was auch ich getan hatte. Das Opfer erwischen, wenn es nicht damit rechnet, ist das nicht alles, worum es bei der Jagd geht, ist das nicht die Kunst des Jagens? Man versteckt sich und gibt ihm, was es verdient.

Ihr hättet alle vorsichtiger sein sollen. Zu dem Armbrustschützen hatte ich gesagt: Ihr kommt, um im Wald zu schießen, aber der Wald hat zurückgeschossen.

Ich wollte Mitleid empfinden, doch das Mitleid drängte voraus und war bestimmt in ein paar Minuten, sobald ich das Sandwich in meinen zitternden Händen aufgegessen hatte, entschwunden. Meine Hände zitterten nie, nicht einmal wenn ich nervös war.



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