Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss by Kehrer Juergen

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss by Kehrer Juergen

Autor:Kehrer, Juergen [Kehrer, Juergen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Grafit
veröffentlicht: 2013-12-13T05:00:00+00:00


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Nach einem Zwischenstopp in meiner Mansardenwohnung ging ich am Abend in Berg Fidel auf die Pirsch. Diesmal hatte ich einen Satz Dietriche dabei, nur für den Fall, dass es Yvonne erneut zu Graulockes Sündenpfuhl trieb.

Nach einer Weile verließ ich meine unklimatisierte Ente und wanderte auf dem Bürgersteig auf und ab. Ich stellte mir die Frage, ob ich nicht etwas Wichtigeres zu tun hätte. Und dann stellte ich mir die Frage, ob Psychologen mein Verhalten als Vermeidungsstrategie bezeichnen würden. Sollte ich nicht im Gallitzin sein und die Untersuchung vorantreiben, anstatt hier herumzulungern? Mich nebenbei mit Gabi aussprechen und Poppelhove dazu auffordern, auf den Boden einer sachlich fairen Geschäftsbeziehung zurückzukehren? Die andere und schönere Möglichkeit, etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen, bot sich leider nicht. Am nächsten Morgen würde ich wieder vor der Kamera agieren müssen, als selbstbewusster und forscher Privatdetektiv Georg Wilsberg. Es sei denn ...

Yvonne Reichardt riss mich aus meinen Gedankengängen. In ihrem Health Center-Outfit (Ballonseidenanzug, Turnschuhe) joggte sie die Treppe hinunter, während hinter ihr eine ältere Frau (Yvonnes Mutter?) und die beiden Kinder sichtbar wurden. Ein allgemeines Gewinke setzte ein, und ich machte die Ente startklar.

Der Trainingsanzug war reine Mimikry. Tatsächlich hatte Yvonne nicht die leiseste Absicht, ihren Körper mit Aerobic oder anderem Unfug zu schinden. Sie nahm geradewegs Kurs auf Sankt Mauritz und Graulockes Villa, und ich summte vergnügt ein Lied dazu.

Ich gab ihnen genügend Zeit, um sich aller Trainingsanzüge und sonstiger Kleidung zu entledigen. Dann schlich ich um das Haus herum und probierte die Dietriche aus. Beim sechsten hatte ich Glück. Mit Unterstützung meiner kleinen Taschenlampe mäanderte ich durch die finsteren Kellergefilde und eine Treppe hinauf, bis ich vor der nächsten Tür stand. Eine der unverschlossenen Art, wie ich zu meiner größten Befriedigung feststellte.

Andererseits gab es in der hell erleuchteten Diele keine Deckung mehr. Die Devise lautete jetzt: alles oder nichts. Wobei nichts im günstigsten Fall eine Anzeige wegen Einbruch und Hausfriedensbruch bedeutete.

Ich lauschte. Irgendwo im Erdgeschoss lief eine Schmuserock-CD, wie man sie auflegt, wenn man die Stille übertönen will. Schritt für Schritt bewegte ich mich auf die Geräuschquelle zu. Sie kam aus einer bogenförmigen Öffnung, hinter der ein riesiges Wohnzimmer lag. Eine Polster- und Bücherwandlandschaft, komplett mit Glasfront, Kamin und kopulierendem Paar. Leider das falsche. Das Tier mit den zwei Rücken auf dem niedrigen japanischen Tisch bestand aus Isabell und Graulocke. Wo war Yvonne?

Oben, lautete die einzig logische Antwort, denn im Erdgeschoss gab es außer der Diele und dem Wohnzimmer nur noch eine Küche und eine Toilette, wie ich nach oberflächlicher Inspektion feststellte.

Also huschte ich einfach an der Bogenöffnung vorbei und stieg im Zeitlupentempo die Treppe hinauf. Auf dem oberen Treppenabsatz angekommen, hörte ich das akustische Pendant zum unsittlichen Treiben auf dem Japan-Tisch. Wenn Graulocke kein nebenerwerbsmäßiges Freudenhaus betrieb, konnte ich nur noch wenige Schritte von Yvonne und ihrem Beischläfer entfernt sein.

Die entsicherte Kamera in Position, drückte ich vorsichtig die Türklinke runter. Den Geräuschen nach zu urteilen, hörten die beiden nicht auf mit dem, was sie gerade machten. Und das Bild, das sich mir



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