Wild Cards 09 - Terror und Dr. Tachyon by George R.R. Martin

Wild Cards 09 - Terror und Dr. Tachyon by George R.R. Martin

Autor:George R.R. Martin [Martin, George R.R.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-02T04:00:00+00:00


13:00

Er saß jetzt seit über einer Stunde im Taxi. Sie steckten bereits im Stau, seit sie das Flughafengelände verlassen hatten. Die Autos standen Stoßstange an Stoßstange, und plärrende Hupen begleiteten den ganzen Weg in die Innenstadt. Fußgänger, hauptsächlich Joker, waren in Massen unterwegs. Manche trugen Masken, andere trugen Schilder. Alle waren in einer gefährlich mürrischen Stimmung. Mehr als einmal brachten sie das Taxi ins Schaukeln, während es langsam durch die Menge fuhr. Spector hatte dem Fahrer einen Hunderter extra gegeben, damit er ihn bis auf einen Block ans Hotel fuhr. Dem Gemurmel vom Vordersitz nach zu urteilen, hatte der Fahrer trotz des Geldes seine Bedenken.

Der Führerschein war ein Kinderspiel gewesen. Er hatte schon früher welche für sich präpariert. Nachdem er die Laminierung entfernt hatte, ersetzte er vorsichtig das Foto des Reporters durch sein eigenes. Dann hatte er ein Laminierungsgerät am Flughafen benutzt, um den Führerschein wieder zu versiegeln. Der Reporter – sein Name war Herbert Baird – hatte annähernd Spectors Größe, sein Gewicht und auch sein Alter. Doch im Augenblick war es seine geringste Sorge, mit einem gefälschten Ausweis erwischt zu werden. Spector wollte nur heil und in einem Stück zum Marriott kommen.

Ein Joker mit großen, runzligen rosafarbenen Hautfalten sprang auf die Motorhaube und schwang ein Schild mit der Aufschrift ›NATS SIND RATTEN‹ auf der einen und ›WAS IST MIT UNS?‹ auf der anderen Seite. Voraus waren Sprechchöre zu hören. Spector konnte nicht verstehen, was sie riefen.

»Weiter geht’s nicht, Mister«, sagte der Taxifahrer. »Ich lass’ mich nicht zu Jokerfutter verarbeiten, nicht für hundert Dollar und auch nicht für hunderttausend.«

»Wie weit ist es noch bis zum Hotel?« Spector hatte sein Gepäck bei sich auf dem Rücksitz. Er hatte sich gedacht, daß in der Innenstadt ein Chaos herrschen würde, und er wollte nicht mehr Zeit damit verbringen, sich einen Weg durch eine Menge aufgebrachter Joker zu bahnen, als unbedingt nötig.

»Ungefähr zwei Blocks geradeaus.« Der Fahrer sah sich nervös um, als eines seiner Rücklichter eingetreten wurde. »Ich würde mich beeilen, wenn ich Sie wäre.«

»Genau.« Spector öffnete vorsichtig die Wagentür und betrat den überfüllten Gehsteig. Einige der Joker schnitten ihm Grimassen oder hoben drohend die Faust, aber die meisten beachteten ihn nicht. Er ging langsam und in dem unangenehmen Bewußtsein, daß ihn sein neuer Anzug und sein Gepäck vermutlich zur Zielscheibe ihres Zorns machten.

Nach etwa zehn Minuten Schieben, Stoßen und Drängeln sah er das Hotel auf der anderen Straßenseite. Spector war in Schweiß gebadet und roch schon genauso wie die Mißgeburten ringsumher. Ein Joker mit nadelartigen Fingernägeln trat vor ihn und fuhr einmal über seinen Koffer, so daß eine Seite zerkratzt wurde. Spector begegnete seinem Blick und fütterte ihn mit gerade so viel Todesqualen, daß der Joker zusammenbrach. Er wollte es nicht riskieren, diese Meute zusätzlich aufzustacheln, indem er jemanden umbrachte. Bei dieser Hitze würden die Penner keinen Gedanken an jemanden verschwenden, der das Bewußtsein verlor.

Die Menge löste sich langsam auf, zweifellos, um sich irgendwo anders neu zu formieren, als er die Hotellobby betrat. Sie war bis zum Dach offen. Die Kurven des Gebäudes erinnerten ihn an das Innere von etwas Totem.



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