Wild Cards 05 - Wilde Joker by George R. R. Martin

Wild Cards 05 - Wilde Joker by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-02T04:00:00+00:00


ZWÖLFTES KAPITEL

17:00

Die dunklen Fluten schwappten um seine Beine, und der Alligator hieß sie willkommen. Das pulsierende Wasser war erst vor kurzer Zeit gestiegen. Zuerst war es nur ein dünner Film auf dem Steinboden des Tunnels gewesen, dann eine Aufeinanderfolge allmählich steigender Wellen. Jetzt schwappte das Wasser gegen seinen Bauch, und sanfte Strömungen zupften an seinen Beinen, wo sie in die gepanzerten Flanken übergingen.

Der Schwanz des Alligators schwang schwerfällig und ungeduldig hin und her. Er wollte, daß ihn das Wasser von dem harten Boden hob und ihm den Auftrieb gab, den er brauchte, um zu schwimmen. Das Wasser bedeutete Freiheit.

Aber es stieg nicht höher, und so stapfte der Alligator weiter. Verschiedene Gegenstände, Klumpen aus einer Vielzahl von Substanzen, trieben an ihm vorbei. Er stieß einige davon mit dem Maul an, bevor sie von der Strömung fortgetrieben wurden.

Die Gerüche waren überwiegend unangenehm. Es gab nichts, was es zu verschlingen lohnte. Irgend etwas Weiches traf ihn und war gleich darauf wieder verschwunden.

Er entdeckte auch Fleisch, aber es war Aas, und danach stand ihm im Augenblick nicht der Sinn. Anstatt den zerfetzten Kadaver aufzufressen, ging der Alligator weiter. Vor ihm lag etwas Lebendiges und Köstliches. Das wußte er, und mit diesem Wissen bezähmte er seinen beinahe unstillbaren Hunger.

Unter seinen Füßen, durch seine Ohren und Nüstern, sogar durch das Schwappen des Wassers konnte er den Puls der Stadt spüren. Jetzt schlug er im Einklang mit seinem eigenen Körper.

Er ignorierte den leichten Schmerz im Bauch. Er war nichts im Vergleich zu seinem Appetit.

Vor und hinter ihm erstreckte sich der dunkle Tunnel ins Unendliche.

Hiram versuchte jetzt seit zwei Stunden, Tachyon zu erreichen, und langsam machte er sich ernsthafte Sorgen.

Alle waren sich einig, daß der Takisier Jetboys Grabmal in Gesellschaft einer attraktiven Schwarzen kurz nach Beendigung seiner Rede verlassen hatte. Doch wohin waren sie gegangen? Bei ihm zu Hause meldete sich niemand, und in der Jokertown-Klinik beharrte Troll darauf, er habe den Doktor den ganzen Tag noch nicht gesehen. Wahrscheinlich war Tachyon irgendwo dort draußen und betrank sich, aber wo? Hiram hatte alle üblichen Schlupfwinkel angerufen, einen nach dem andern, hatte es sogar im Freakers, im Chaos Club und im Twisted Dragon versucht, falls der Takisier beschlossen hatte, sein Schuldgefühl auf unvertrautem Boden zu ertränken. Niemand hatte Tachyon zu Gesicht bekommen, nachdem er am frühen Nachmittag die Feierlichkeiten am Grabmal verlassen hatte.

Fortunato mochte das vielleicht egal sein, aber Hiram machte sich Sorgen. Hatte der Astronom Tachyon vielleicht schon erwischt? Mußten sie der Totenliste einen weiteren Namen hinzufügen?

Er hatte einen Druck in der Magengegend, der sich durch die Zufuhr von Nahrung nicht beseitigen ließ. Ruhelos, frustriert, unglücklich stand Hiram Worchester auf und ging hinaus in das Restaurant. Die Türen würden sich in weniger als zwei Stunden öffnen. Fast jedes As, das zählte, würde kommen, und er hoffte inständig, daß auch Dr. Tachyon dazugehören würde.

Dann war das Schlimmste überstanden. Selbst der Astronom war nicht so wahnsinnig, die Mächte anzugreifen, die sich in zwei Stunden im Aces High versammelt haben würden.

Hiram ging zu der langen, gewundenen Bar. Das Holz glänzte, der Spiegel war fleckenlos und strahlte im reflektierten Licht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.