Wiener Blei by Leo Lukas

Wiener Blei by Leo Lukas

Autor:Leo Lukas
Die sprache: deu
Format: epub


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Mitten im Laufen fällt Hainrauch ein, daß jetzt vielleicht auch sein eigenes Funkgerät wieder funktionieren könnte. Er versucht es, ohne seine Schritte zu verlangsamen, und tatsächlich, er kann Sophie erreichen. Schnell gibt er seine ungefähre Position durch. Davor, abgehört zu werden, braucht er keine Angst mehr zu haben, denn soeben hat ihn, noch etwa zehn Meter vom Zaun entfernt, ein Suchscheinwerfer erfaßt.

Am lauten Bellen und den klickenden Geräuschen mit Stahlkrallen bewehrter Pfoten erkennt er, daß sie die Hunde losgelassen haben.

Riella, Orlanda, Flac und Fionna betreten das große Labor im zweiten Stock des F&E-Gebäudes. Zwei Wissenschaftler in weißen Arbeitsmänteln überwachen gerade eine komplizierte Versuchsanordnung. "Danubenwacht, Sondereinheit M", zieht Orlando ein weiteres Mal seine Show ab, "wir müssen Sie leider bitten, Ihre Arbeit zu unterbrechen, da Eindringlinge im Haus vermutet werden. Bitte begeben Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit in die Cafeteria im Dachgeschoß!""

Aber Wissenschaftler sind leider nicht halb so obrigkeitshörig wie Soldaten. "Mein Herr", pudelt sich der Altere der beiden auf, "wissen Sie, was allein das Orichal-kum für diesen Versuch gekostet hat, und wie schwer es zu beschaffen ist? Ich denke nicht daran, mir die Arbeit von Wochen wegen irgendeiner ihrer blöden Alarmübungen ruinieren zu lassen!" Sein schütteres blondes Haar fällt wirr in seine Stirn; er gestikuliert wild mit den Händen.

"Wo ist der Arbeitsplatz von Diplomingenieur Fischl?" fragt Riella beiläufig den jüngeren Forscher, der, hochaufgeschossen und sommersprossig, den Eindruck macht, nie ganz aus der Pubertät herausgekommen zu sein. "Da hinten, durch den Gang, zweite Tür rechts", antwortet er ohne nachzudenken. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt seinem Kollegen, der sich jetzt in theatralischer Pose mit ausgebreiteten Händen vor den Labortisch stellt. "Dieses Experiment wird nicht abgebrochen, sage ich! Nur über meine Leiche." Plopp! macht Flacs schallgedämpfte Glock-Pistole, und der Wissenschaftler sinkt mit einem komisch wirkenden, verblüfften Gesichtsausdruck zu Boden.

"Ist das auch Ihre Meinung?" herrscht Orlando den Jüngeren an. "N-Nein. Nein, wirklich nicht! Ehrenwort!""

"Gut. Dann schalten Sie das hier ab, damit nichts in die Luft geht, und dann kommen Sie mit. Wie heißen Sie?" 1

"Plattner. Thomas Plattner", antwortet der Forscher erstaunlich gefaßt, während er das Experiment mit einigen hastigen Schaltvorgängen abbricht, wobei er über den leblosen Körper seines ältern Kollegen steigen muß. "Ist — ist der Professor tot?"

"Nein. Das war ein Betäubungsgeschoß", beruhigt ihn Flac. "Arbeitet momentan sonst noch jemand in Ihrer Abteilung?"

"Außer uns niemand. Alle anderen Experimente laufen automatisch. Sind Sie echt von der Danubenwacht?"

"Nein, wir sind skrupellose Verbrecher, die dir bald etwas über die Rübe geben, wenn du noch weiter dumme Fragen stellst", sagt Riella schart, während sie ihn Richtung Fischls Labor stupst.

Zu viert durchwühlen sie Fischls Unterlagen und Datenspeicher. Plattner ist völlig überdreht vor Autregung. "He, sagen Sie", wendet er sich an Riella, "könnten Sie mich vielleicht mit hinausnehmen? Ich habe mich um einen Posten bei Duvillier Vienna beworben, aber die sind nicht sonderlich interessiert. Wenn es so aussieht, als hätte mich ein anderer Konzern entführen lassen wollen, steigert das sicher meinen Marktwert gewaltig. Ich würde Ihnen auch was bezahlen dafür."

"Falls wir das verdammte Zeug nicht bald finden, wird hier überhaupt niemand lebend rauskommen", knurrt Orlando.



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