Wie in Schigago by Stefan B. Meyer
Autor:Stefan B. Meyer
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89812-474-4
veröffentlicht: 2011-11-22T00:00:00+00:00
***
Mein Audi rollte im Schritttempo einen Block von fünf oder sechs Viergeschossern mit schmucklosen Satteldächern und für diesen, meinen Stadtteil relativ hohen Fenstern entlang. Die Sandsteinsimse waren ruÃgeschwärzt und zerfressen, von den Fassaden bröckelte der Putz. Das Haus, dem mein Interesse galt, lag etwa in der Mitte des Blocks und hob sich deutlich von seinen Nachbarn ab, da kein einziges Licht hinter irgendeinem der Fenster brannte. Allein über einer höchstens zweieinhalb Meter breiten Einfahrt gab es eine Funzel, gerade hell genug, um nicht mit einem Glühwürmchen verwechselt zu werden â und somit perfekt der StraÃenbeleuchtung angepasst.
Ich hielt an und wartete eine Zigarettenlänge im Auto. In den Nachbarhäusern gingen ein paar Lichter an, ein paar Lichter gingen aus. Ein PKW, ein Radfahrer und zwei Passanten kamen vorbei. Eine Frau öffnete ein Fenster im 2. Stock, verschwand, kehrte kurz darauf zurück, rotzte geräuschvoll in hohem Bogen heraus, lauschte ins Dunkel, bis der Fladen auf das Kopfsteinpflaster platschte, und schloss das Fenster. Ich stieg aus, überquerte die StraÃe und betrat die Einfahrt, die sich als Durchfahrt entpuppte. In der Mitte führten Stufen zur Haustür hinauf, die verschlossen war. Ich fluchte leise vor mich hin und landete ein paar Schritte weiter in einem Innenhof, der von gut drei Meter hohen Ziegelmauern umgeben war. Hier gab es zwei Stapel notdürftig abgedeckter Spanplatten, mehrere Mülltonnen, einen halbvollen Schrottcontainer, einen verknöcherten Walnussbaum und einen VW-Bus mit Pritsche. Und ein ebenso winziges Lichtchen wie an der Vorderseite. Und es gab einen Hoffnungsschimmer. Im 2. Stock waren einige Fenster mit Decken verhangen, dahinter glaubte ich einen Lichtschein zu erkennen. Ich schob mir einen Kaugummi in den Mund und starrte hinauf.
Während ich noch überlegte, wie ich ohne gröÃeres Aufsehen zu erregen ins Haus gelangen konnte, flammte plötzlich die Treppenhausbeleuchtung auf. Ich sprang aus der Reichweite des Lichtstrahles und presste mich neben der Durchfahrt an die Hauswand. Eine halbe Minute später hörte ich jemanden husten, gefolgt von dem unverkennbaren Klimpern leerer Bierflaschen. Dann schlurfte eine Gestalt in Arbeitskluft an mir vorbei und steuerte die Mülltonnen an. Es war einer der Leute, die ich schon in Trachenberge gesehen hatte. Er öffnete mit einem Schlüssel den VW, stellte die Tüte mit den leeren Flaschen hinein, holte zwei Sechserpakete Bier heraus und stellte sie auf das Wagendach. Wenn er jetzt den Kopf gehoben hätte, hätte er mich sehen müssen. Aber er tat es nicht. Stattdessen knallte er die Tür zu, ging zur Mauer und brachte sich in Pinkelpositur. Ich nutzte die Gelegenheit und schlich mich zur Haustür, die der Mann offen gelassen hatte, stahl mich hinein und verbarg mich in der Nische, die zum Keller hinunterführen musste. Einen Moment später knallte die Haustür ins Schloss und der Mann erklomm erleichtert summend die Stufen. Dann hörte ich, wie man ihn oben willkommen hieà â ich verstand zwar kein Wort, aber das Gejohle, wenn ein mit Bier beladener Mann auf eine Männerrunde stöÃt, ist unverkennbar. Als oben die Tür klappte, wurde es still im Treppenhaus. Wie auf Bestellung erlosch auch das Licht. Es roch nach toten Haustieren und frischer Farbe.
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