Wer hat Tims Mutter entführt? by Wolf Stefan

Wer hat Tims Mutter entführt? by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


14. Mönch mit Maske

Diesmal ging Tim mit hinunter und wartete, bis Marion samt Goliath im Wagen saßen.

Niemand schien in der Nähe zu sein. Doch die dunkle Straße bot mannigfache Verstecke. Das Licht der Laternen reichte nicht weit.

Tim wartete, bis Marion abfuhr. Dann sah er sich um, lief bis hinter die Ulme. Aber die beiden Typen hatten sich verzogen.

Der Kerl will sich rächen, dachte Tim, und hat einen Kumpan zur Verstärkung. Mann, mich drücken andere Sorgen.

Er trat ins Haus, schloß die Eingangstür ab und stieg die Treppe hinauf.

Hatte inzwischen das Telefon geläutet?

Jetzt schwieg es jedenfalls, und die Uhr zeigte nach Mitternacht.

Tim putzte sich die Zähne und legte sich ins Bett. Wie ganz anders doch sein Zimmer war als die Bude ADLERNEST. Andere Gerüche. Andere Erinnerungen. Auch ganz andere Geräusche in dieser stillen Villa, wo nur die Balken knackten und draußen der Nachtwind in den Zweigen der Kirschbäume wisperte.

Tim konnte nicht schlafen. Es war die Angst um seine Mutter, die ihn wach hielt. Gekidnappt. Für Lösegeld. Angeblich. Undurchschaubar das alles. Er spürte, daß mehr dahintersteckte. Aber was? Hatte sie Angst? Wo war seine Mutter jetzt? Stimmte es, daß sie gut behandelt wurde?

Wie großartig er sich mit Susanne verstand, das war selbstverständlich und deshalb nie ein Thema gewesen. Aber jetzt, da ihr Gefahr drohte, drang voll in sein Bewußtsein, was seine Mutter ihm bedeutete. Wieder pendelten seine Gefühle zwischen panikartiger Sorge um Susanne und tödlichem Haß auf die Entführer. Ihr sowas anzutun! Diese Dreckskerle! Aber er würde es ihnen zeigen.

Irgendwann schlief er ein.

Das Telefon hatte nicht geklingelt.

Die Enttäuschung wegen seiner Freunde war groß. Doch auch das trat in den Hintergrund und war keineswegs der erste Gedanke, als er kurz vor acht Uhr aufwachte.

Die Sonne schien durch das schräge Dachfenster herein. Ein grünes Blatt — Ahorn das der Regen irgendwann auf die Fensterscheibe geklebt hatte, warf einen kleinen Schatten.

Tim hatte einen pelzigen Geschmack auf der Zunge, trank eine ganze Flasche Mineralwasser und machte — im Moment gab es nichts zu versäumen — ein paar Fitness-Übungen. Einarmigen Liegestütz, immer abwechselnd, bis die Arme zitterten, dann Klimmzüge am Türrahmen.

Als er lustlos frühstückte — an dem kleinen Tisch in der Küche saß ihm sonst immer seine Mutter gegenüber, wenn er von seinen Internatsabenteuern berichtete — , da klingelte das Telefon.

9.09 Uhr.

Mit dem Hörer am Ohr und einem Toastkrümel an der Lippe meldete er sich.

„Du bist sicherlich Tim“, sagte eine sonore Männerstimme. „Tut mir leid, daß ich so früh störe. Aber ich muß gleich zum Flughafen. Und von deiner Mutter weiß ich, daß sie auch sonntags zeitig aufsteht. Kann ich sie sprechen? Ich bin Dr. Falkheym-Cornelli.“

„Aber nicht der Chef der weltberühmten Computer-Firma?“

Der Anrufer lachte. „Doch der. Freut mich, daß du uns kennst.“

„Meine Mutter ist leider nicht da. Es wird noch dauern, bis sie zurückkommt. Kann ich etwas ausrichten?“

Falkheym-Cornellis Stimme klang enttäuscht. „Ich wollte deine verehrte Frau Mutter ein bißchen nerven. Vielleicht hat sie dir erzählt, worum es geht.“

„Noch nicht. Ich bin kaum angekommen.“

„Nun, ich möchte deine Mutter abwerben. Möchte sie gern zu meiner Mitarbeiterin machen. Wir haben schon mehrere Gespräche geführt.



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