Wenn du noch lebst by Mary Higgins Clark

Wenn du noch lebst by Mary Higgins Clark

Autor:Mary Higgins Clark
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag


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Nichts war Joel Weber mehr zuwider als Täter, die Kindern körperliches oder seelisches Leid zufügten. In seiner langen Laufbahn hatte er mit einigen solchen Fällen zu tun gehabt, und es war ihm immer eine Genugtuung gewesen, zur Aufklärung dieser Verbrechen beitragen zu können.

Fast ebenso zuwider waren ihm aber Snobs, die es auf das Geld von anständigen, hart arbeitenden Menschen abgesehen hatten, die gewissenhaft für ihre Rente oder für die Ausbildung ihrer Enkel sparten.

Das waren die kleinen Leute, die von Gaunern wie Bennett übers Ohr gehauen wurden und denen dann, wenn sie Glück hatten, nichts weiter blieb als ein Dach über dem Kopf. Und manchmal nicht einmal das. Einige von Bennetts Opfern hatten auf seinen Rat hin sogar noch Hypotheken auf ihre Immobilien aufgenommen. »Schaffen Sie Ihrem Geld doch an, Geld für Sie anzuschaffen« – so hatte Parker Bennetts Devise gelautet.

Es war schlichtweg unmöglich, dass Parker den nötigen Papier- und Verwaltungskram allein bewältigt hatte. Er hätte dazu mindestens einen, wenn nicht sogar zwei eingeweihte Mitarbeiter gebraucht.

Joel Weber hatte Bennetts Frau Anne als mögliche Mittäterin in Betracht gezogen. Sie und Bennett hatten schon zusammengearbeitet, bevor er sich selbstständig gemacht hatte. Aber nach ihrer Heirat vor fünfundvierzig Jahren hatte sie ihre Berufstätigkeit aufgegeben. Als der Betrug aufflog, hatte man sie gründlich durchleuchtet, aber nichts gefunden. Sie hatte bis zu ihrer Heirat immer nur als Sekretärin gearbeitet, hatte Diktate abgetippt, Briefe verfasst und sich um die Telefonate gekümmert.

In den Jahren vor dem Zusammenbruch des Bennett-Fonds hatte sie noch nicht einmal einen Computer besessen. Sämtliches Dienstpersonal in Greenwich hatte das bestätigt.

Ihr Sohn war natürlich ein ganz anderes Kaliber. Mit zweiundzwanzig Jahren hatte er seine Karriere bei Morgan Stanley begonnen, wo er eine technische Ausbildung und Zugang zur unternehmensweiten Datenbank mit sämtlichen Kontoauszügen und Bilanzzahlen erhalten hatte. Daten, die er leicht an seinen Vater hätte weiterleiten können. Parker hätte dann nur noch die entsprechenden Namen und Beträge abändern müssen, bevor er die Berichte an seine Investoren weiterleiten konnte.

Weber hatte eine Liste mit allen Schulen und Universitäten erstellt, die Eric Bennett besucht hatte. Es waren exakt diejenigen, die man für ein Kind, das aus wohlhabendem Haus stammte und zudem nicht auf den Kopf gefallen war, erwarten durfte: bis zur achten Klasse die Greenwich Country Day School, dann die Andover Prep in Westfield, Connecticut, und das Magna Carta College in Montpelier.

Während des ersten Semesters im zweiten Jahr am Magna Carta hatte Eric überraschend das College verlassen und war ans Trinity College in Dublin gewechselt, wo er schließlich sein Studium abschloss.

Es ist verständlich, dass er ein Jahr im Ausland verbringen möchte, dachte Weber, aber warum wechselt man dazu mitten im Semester? War da irgendetwas passiert? Hatte er Schwierigkeiten gehabt? Gab es irgendeinen Grund, warum er ins Ausland gegangen war?

Vielleicht ist das ein Anhaltspunkt, mal sehen, was sich daraus ergibt, beschloss er.

Am nächsten Tag fuhr er nach Montpelier, Vermont, und suchte dort die Verwaltungsstelle des College auf. Dort teilte man ihm in aller Höflichkeit mit, dass Eric Bennett aus eigenem Wunsch abgegangen sei, mehr könne man ihm leider nicht sagen.

Enttäuscht



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