Was nun, Herr Kardinal? by Kurt Kardinal Koch & Robert Biel

Was nun, Herr Kardinal? by Kurt Kardinal Koch & Robert Biel

Autor:Kurt Kardinal Koch & Robert Biel
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Katholisches Bibelwerk
veröffentlicht: 2018-03-16T16:00:00+00:00


Aber stellt sich nicht die Frage, ob solche „Events“ nicht Momentaufnahmen bleiben? Betrachtet man sich die Zahlen zur Jugendpastoral, so ergibt sich ein recht trauriges Bild: Ich habe gelesen, dass in Deutschland von zehn Erstkommunionkindern nur sieben das Sakrament der Firmung empfangen. Anders ausgedrückt: 30 Prozent der Jugendlichen kehren der Kirche in dieser kurzen Zeitspanne den Rücken zu …

Dies ist natürlich eine berechtigte Sorge, da die Jugend nicht nur die Zukunft der Kirche, sondern bereits ihre Gegenwart ist, und weil das Gesicht der Kirche genauso jung aussieht wie die Zahl der Jungen, die sich am kirchlichen Leben beteiligen. Dies bedeutet freilich nicht, dass wir angesichts der bedenklichen Zahlen in der Jugendpastoral nur noch auf die Zahlen fixiert sind und Seelsorge mit Zählsorge verwechseln. In seelsorgerlicher Sicht müssen wir vor allem nach den Gründen dafür fragen, dass sich Jugendliche nach der kirchlichen Initiation wieder von der Kirche verabschieden. Diese Gründe sind freilich so vielfältig, dass man sie nicht auf einen Begriff bringen kann. Als Kirche stehen wir aber vor der großen Herausforderung, genau zu überlegen, warum so viele junge Menschen nichts mit der Kirche zu tun haben wollen. Auf der anderen Seite machen wir aber auch die Erfahrung, dass sich nicht wenige junge Menschen den sogenannten Freikirchen zuwenden. Von daher müssen wir uns der Frage stellen, warum es uns nicht gelingen will, die schöne Botschaft des christlichen Glaubens so zu verkünden und zu leben, dass die jungen Menschen zur Überzeugung kommen können, dass der Glaube eine hilfreiche Perspektive für ihr Leben bietet und dass die kirchliche Gemeinschaft für sie zu einem sinnvollen Lebensraum wird.

Für die Beantwortung dieser Frage kommt mir eine sehr schöne Wegweisung im Alten Testament in den Sinn, genauer beim Propheten Sacharja, der uns die Verheißung des Herrn übermittelt: „In jenen Tagen werden zehn Männer aus Völkern aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch“ (Sach 8,23). Diese Verheißung muss uns zu denken geben. Denn unsere durchschnittliche Pastoral geht in die umgekehrte Richtung: Wir gehen hinter den Menschen her, fassen sie am Gewand und fragen: „Wollt nicht auch ihr zu uns kommen?“ Die biblische Verheißung geht aber in eine andere Richtung, dass die Menschen kommen, uns am Gewand fassen und mit uns den Weg gehen wollen, weil sie gehört haben: „Gott ist mit euch.“ In dieser Verheißung liegt die Wegweisung verborgen, dass es nicht genügt, dass wir als Kirche das Wort Gottes verkünden, dass es vielmehr darauf ankommt, dass die Kirche selbst als Lebens-Ort Gottes wahrgenommen werden kann.



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