Was Lebenskünstler richtig machen – von Achtsamkeit bis Zufriedenheit by Harald Görlich

Was Lebenskünstler richtig machen – von Achtsamkeit bis Zufriedenheit by Harald Görlich

Autor:Harald Görlich [Görlich, Harald]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Schattauer GmbH
veröffentlicht: 2016-08-29T22:00:00+00:00


Narzissmus oder:

Wie man sich das Leben und vor allem das der anderen ziemlich schwer machen kann

Die Geschichte

Einem jungen, intelligenten Mann aus bestem Hause, dem das Studium leicht gefallen war, gelang in einer Unternehmensberatung eine Blitzarriere. Sein Aufstieg in die Vorstandsetagen war praktisch nicht aufzuhalten, hochkarätige Wirtschaftsführer förderten ihn. Alles schien bestens. Er brannte vor Ehrgeiz, sein Entschluss stand schon früh fest: Er wollte ganz an die Spitze. Bereits bei seinem Aufstieg genoss er die zunehmende Macht und wusste diese auch bestens zu nutzen. Noch bevor er die Dreißig erreichte, verfügte er bereits über einen eigenen Fahrer. Sein immer schon bemerkbarer Befehlston nahm schärfere Züge an. Er setzte sich ziemlich robust durch, stieß dabei aber nicht selten engste Freunde und Vertraute vor den Kopf. Wie selbstverständlich genoss er die Privilegien, die ihm seiner Meinung nach auf jeden Fall zustanden. Kritiker duldete er in seiner Umgebung immer weniger.

Als ein weiterer Karriereschritt ihn in ein bedeutendes Amt auf Verbandsebene führte, steigerte sich seine Selbstüberzeugung in ziemlich unangemessener Weise. Grob bürstete er Gegner ab, selbst seine bisherigen Weggefährten beschwerten sich über manch rüdes Verhalten. Ignoranz und Arroganz paarten sich bei ihm mehr und mehr. Allerdings konnte er außerordentliche Erfolge vorweisen, er galt als annähernd unverzichtbar. Mit den Jahren gab er sich immer selbstherrlicher. Sein Privatleben geriet hingegen in eine immer größer werdende Schieflage. Selbst seine Frau und sein Kind interessierten ihn nicht sonderlich. Seine Frau warf ihm mehrfach Gefühllosigkeit und Kälte vor. Er reagierte nicht darauf, wollte stattdessen präsent sein bei all den wichtigen Personen, denen er sich zugehörig fühlte.

Nahezu rastlos strebte er nun in noch höhere Ämter und Funktionen. Dem ordnete er vieles, auch seine Ehe unter. Für ihn völlig überraschend verließ ihn seine Frau in einer Nacht- und Nebelaktion. Mit ihrem Sohn zog sie in ein weit entferntes Bundesland zu einem anderen Mann. Unser Wirtschaftskapitän war zutiefst getroffen. Die Presse schlachtete das Ehedrama weidlich aus, schließlich gehörte er längst zu den Prominenten des Landes. Tief verletzt, geradezu verwundet, stürzte er sich noch mehr in die Arbeit. Seine Selbstüberzeugung schien nach außen nicht im Mindesten erschüttert. Zunehmend unduldsamer, herrisch und andere Menschen herabsetzend ging er seinen Weg weiter. Andere waren für ihn nur noch Werkzeuge auf dem Weg nach ganz oben. Er bediente sich dieser – wie er sie im vertrauten Kreis bezeichnete – Lakaien, die gefälligst zu spuren und ihm zu Diensten zu sein hatten. Schließlich konnte ihm seiner Meinung nach niemand das Wasser reichen. Wagte jemand Widerspruch, bedeutete das das Ende von dessen Karriere. Wer es an der nötigen Ehrerbietung fehlen ließ, der wurde versetzt und wunderte sich nicht selten, warum es mit der Laufbahn nicht mehr voranging. Seine Umgebung empfand ihn zwischenzeitlich als geradezu unerträglich. Aber seine öffentlichen Auftritte gestaltete er nach wie vor grandios. Er konnte die Menschen vereinnahmen, sie – die sie ihn nicht näher kannten – jubelten ihm zu. Er war ein gefragter Redner, selbst hochrangige Politiker rechneten es sich zur Ehre an, wenn er eine ihrer Einladungen annahm.

Die böse Wunde, die ihm seine Frau zugefügt hatte, hörte zwar nicht auf zu schmerzen.



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