Was bleibt, ist das Verbrechen: Krimi by Horst Bieber

Was bleibt, ist das Verbrechen: Krimi by Horst Bieber

Autor:Horst Bieber
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-20T16:00:00+00:00


Er kannte Moosberg nicht, weil ihn während seiner Schulzeit nichts dahin gezogen hatte. Es war ein merkwürdiger Ort: Ursprünglich nur ein Club mit Golfplatz, Reitställen und einem großen Schwimmbad. Für den Schüler Rolf Kramer völlig unerschwinglich. Um diese "Keimzelle" herum waren Häuser und Villen, zum Teil richtige Landsitze gebaut worden, und als die Landstraße von Neustadt über Moosberg hinaus bis zum Fluss verlängert worden war, blühte Moosberg erst richtig zum Wohnort der Promis und Reichen auf. Viele Jahre war das Clubhaus der einzige Restaurationsbetrieb gewesen, jetzt fand Kramer ein kleines Café, das Tische und Stühle nach draußen gestellt und Sonnenschirme aufgespannt hatte.

Er bestellte und schaute sich um. An einem Nebentisch stand eine Frau auf und kam auf ihn zu.

"Normalerweise reden ältere Männer jüngere Frauen an. Heute ist das mal umgekehrt, wenn Sie nichts dagegen haben."

Kramer stand auch auf und schaute sie verwundert an. Sie war nicht mehr taufrisch, merklich älter als er, aber der Henker mochte wissen, um wieviele Jahre. Ein schönes, glattes, faltenloses, tief gebräuntes Gesicht, die Figur einer jungen Frau und ein Selbstbewusstsein, von dem viele Jüngere wohl nur träumten.

"Sie erkennen mich nicht mehr?"

"Es tut mir schrecklich leid, nein, das tue ich nicht."

"Sie sind doch Rolf Kramer, nicht wahr?"

"Ja, der bin ich."

"Sie sind mit meinem Sohn Hans-Peter auf das Jean-Paul gegangen."

Zum Teufel, das war unangenehm. Natürlich, Adrienne Falke-Beck, die schöne Adrienne, Miteigentümerin der Firma Beck Falke.

"Es ist mir schrecklich peinlich, Frau Beck ..."

"Unsinn", unterbrach sie ihn resolut, "das muss Ihnen doch nicht leid tun. Wie lange ist das jetzt her?"

"Zwanzig Jahre", sagte Kramer leise. "Wir wollen im Herbst das zwanzigjährige Abi-Jubiläum feiern."

"Du meine Güte. Zwanzig Jahre. Wie die Zeit verfliegt. Wollten Sie zu Hans-Peter?"

"Nein, ich weiß, dass Ihr Sohn mit Christian Neufel nach Kettenburg gefahren ist, um einem reichen Mitbürger etwas von seinem Reichtum für die Josephshöhe abzuschwatzen."

"Himmel hilf, hat sich das in dem Nest Neustadt schon allgemein herumgesprochen?"

"Nein, so schlimm ist es nicht, ich weiß es von Anke Ludwig, Christian und ich wohnen in ihrem Hotel."

"Die Welt ist klein, was. In welchem Teil dieser Kugel haben Sie sich denn herumgetrieben?" Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm an den Tisch. Da sie offenbar das Gespräch mit ihm fortsetzen wollte, erzählte Kramer in Stenogrammform seinen Lebenslauf, vermied die Namen Wolfsbachschlucht, musste zum Schluss aber, weil sie hartnäckig fragte, doch die mit Thea vereinbarte Schutz-Lüge vorbringen: "Thea Schabranski will das geerbte Haus in der Rhönstraße verkaufen. Dazu braucht sie die Einwilligung ihrer Schwester Tina. Doch Tina ist seit einigen Jahren spurlos verschwunden."

"Und Sie wollen jetzt hier in Neustadt sozusagen Witterung aufnehmen?" Seine berufliche Tätigkeit schien sie zu faszinieren. Kramer hatte ihr noch nicht verraten, dass er keinen Revolver besaß, nicht gerne Bourbon trank und Schlägereien aus dem Wege ging. Er nickte. Bevor sie eine weitere Frage stellen konnte, blieb eine junge Frau neben Adriennes Stuhl stehen und sagte hörbar missgelaunt: "Hier bist du. Ich denke, du wolltest in den Club?!" Kramer mochte diese nörgelnden, sägenden, dick mit Unzufriedenheit belegten Stimmen nicht leiden. Er hielt auch nichts



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.