Was am See geschah by Grimes Martha

Was am See geschah by Grimes Martha

Autor:Grimes, Martha [Martha, Grimes,]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-12T22:00:00+00:00


5

Er stand direkt neben dem Waldpfad, den sie auf dem Heimweg gehen mußte, und atmete die feuchte Nachtluft ein.

Was hatte sie denn in seine wartenden Arme getrieben, wenn nicht der Wunsch seiner lieben toten Engelmutter, die Schmerzen, die sie ihm angetan hatte, wiedergutzumachen? Ihren letzten Brief hatte sie jenem stoppelbärtigen alten Mann hinterlassen, der nur am Küchentisch gesessen und das Geld versoffen hatte.

Der Schwule war aus dem Gefängnis ausgebrochen! Er mußte immer noch kichern. Der Schwule entkam und verschaffte ihm eine tolle Gelegenheit, es in dieser speziellen Nacht zu tun, wo er doch noch gezögert hatte, weil er es für zu früh hielt - zu früh nach der Butts.

Nicht, weil er eine Gefahr für sich gesehen hätte. Nein, er beobachtete sie nur gerne.

Er beobachtete sie gerne, wenn sie die Hauptstraße hinunterging, mit gesenktem Kopf dahinruckelte, als würde sie gezogen, und ihre Füße kaum das Pflaster berührten. Sie war wie ein Blatt, ein blaßbraunes, dünnes, geripptes Blatt, das von jedem Windstoß umhergeweht wurde.

Er seufzte, als er sich jetzt daran erinnerte.

Und während er sich erinnerte, fand er den kalten Griff des Messers, das von seiner Hüfte emporragte. Er konnte fast das Rascheln im Gehölz hören wie in jener Nacht im Juni, als sie den Pfad entlanggegangen war. Auf ihn zugekommen war.

Er lehnte sich an den Baum, lehnte den Kopf zurück, bis er durch die Zweige nach oben schauen konnte, sein Hals ganz angespannt, so angespannt wie ihrer. Zart strich er mit den Fingern auf und ab, auf und ab, und spürte die Spannung weiter unten, spürte, wie seine Jeans allmählich zu eng wurden.

»Nancy.«

Er flüsterte es auch jetzt und konnte sie sich wieder genau vorstellen.

Sie erschrak da draußen im schattenlosen Dunkel, einer Dunkelheit so vollkommen, daß nur das intensive Weiß der Eschen im kalten Mondlicht sie durchdrang.

Und seine Augen. Seine Augen hatten diesen Wald an manchen Stellen verbrannt, die harten, trockenen Blätter unter ihren ringenden Körpern in Asche verwandelt.

»Hallo, Nancy.«

Er hörte, wie sie die Luft einsog, sah, wie sie mit der Dunkelheit rang und zu erkennen versuchte, woher die Stimme kam. Er kicherte.

Sie hatte versucht zu schreien, aber es kam nur ein Gurgeln heraus, das er mit einem simplen Handgriff abschnitt, indem er eine Hand um ihren Hals legte und sie zu sich herzerrte. Ehe er das Messer herauszog, gab er ihr dann zu verstehen, daß er der Meister und sie nichts als ein jämmerliches Geschöpf des Waldes - ein Eichhörnchen oder Kaninchen - war.

Er hielt ihr Kinn umklammert, drückte ihren Mund an den seinen, spürte seine Zunge wie eine zuckende Schlange, die sich zu ihren Zähnen wand, als wolle er sie mit einem Biß töten.

Und dann lag sie auf dem Boden, ihre Hände in einer Haltung, als fessle er sie mit der seinen, und wie im Traum erschien das Messer in seiner anderen, schnitt durch ihre Kleider, ihr Fleisch, wie durch Butter - eine Spur, die sich vom Kinn direkt nach unten zog, und all die Kleider flatterten lose und widerstanden der Spitze seines Messers nicht.

Als er in sie hineinstieß, schrie sie. Er spürte die Gerechtigkeit seines Tuns.



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