Wallander 11 - Mord im Herbst by Henning Mankell

Wallander 11 - Mord im Herbst by Henning Mankell

Autor:Henning Mankell [Mankell, Henning]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-11-04T23:00:00+00:00


Es war ein Zahn. Der Zahn eines Menschen.

16.

Zwei Tage später war der ganze Garten umgegraben, sowohl vor als auch hinter Karl Erikssons Haus. An der Stelle, wo Nyberg den Spaten angesetzt und Wallander den Zahn in die Hand genommen hatte, waren sie auf ein weiteres Skelett gestoßen, das von Stina Hurlén und den anderen Gerichtsmedizinern in Lund als die Überreste eines Mannes bezeichnet wurde. Auch er war an die fünfzig Jahre alt gewesen, auch er hatte lange in der Erde gelegen. Doch sein Schädel wies eine Verletzung auf, wie von einem Schlag mit einem harten Gegenstand. Es hatte natürlich einen gewaltigen Wirbel gegeben, als die Neuigkeit von dem zweiten Skelettfund die Medien erreichte. In großen schwarzen Lettern sprachen die Schlagzeilen vom »Garten des Todes« oder vom »Tod zwischen den Johannisbeersträuchern«.

Liza Holgersson konnte jetzt nicht mehr umhin, Mittel bereitzustellen. Wallander übernahm die Leitung der Ermittlung gemeinsam mit einer Staatsanwältin, die nach einer Dienstbefreiung für eine Fortbildung gerade erst zurückgekehrt war. Sie sagte ihm, er solle den Fall gründlich untersuchen und sich Zeit nehmen. Bevor man nicht die Identität der Toten festgestellt habe, könne man nur sehr wenig tun, um einen Schuldigen ausfindig zu machen.

Stefan Lindman war weiterhin zuständig für die Suche in den Registern nach Fällen in der Vergangenheit, die ihnen Anhaltspunkte liefern konnten. Zuerst war es eine Frau gewesen, jetzt waren es zwei Verschwundene. Es gingen verschiedene Hinweise aus der Bevölkerung ein, Schatten von Menschen, die vor vielen Jahren auf rätselhafte Weise verschwunden waren. Wallander stellte noch einen Polizisten ab, um Stefan Lindman bei der Bearbeitung aller eingehenden Tipps zu unterstützen.

Nach zwei Wochen, als der November schon fast vorbei war, hatten sie immer noch keine Fortschritte bei der Identifizierung der Toten gemacht. An einem Donnerstagnachmittag rief Wallander seine Mitarbeiter in einem großen Sitzungsraum zusammen, bat sie, ihre Handys abzuschalten, und legte einen gründlichen Lagebericht vor. Sie gingen zu den Ausgangspunkten zurück, nahmen die technischen und medizinischen Berichte erneut unter die Lupe und hörten ein – Wallander zufolge – glänzendes Referat von Stefan Lindman. Nach vier Stunden, als alle Punkte besprochen waren, konnte Wallander nach einer Lüftungspause eine Zusammenfassung geben.

Er brauchte nur wenige Worte, um zu sagen, worüber sich alle einig waren.

Wir treten auf der Stelle.

Sie hatten zwei Skelette, zwei Personen um die fünfzig, die ermordet worden waren. Aber sie kannten die Identität der Toten nicht und hatten auch sonst nichts in der Hand, womit sie weiterarbeiten konnten.

»Die Vergangenheit hat ihre Türen zugeschlagen«, sagte Wallander, als sie freier miteinander redeten.

Es war nicht nötig, neue Aufgaben zu verteilen. Sie folgten weiter den Wegen, die sie bereits eingeschlagen hatten. Bevor sie nicht wussten, wer diese beiden Menschen gewesen waren, steckten sie fest.

In den vergangenen Wochen hatten Wallander und Martinsson mit wachsender Ungeduld nach Menschen gesucht, die mehr über die Kriegsjahre erzählen könnten, in denen Ludvig Hansson allein auf dem Hof gelebt hatte. Aber sie waren alle schon tot. Wallander hatte ein wiederkehrendes absurdes Gefühl, dass er eigentlich die Grabsteine auf den umliegenden Friedhöfen vernehmen müsste. Dort waren alle denkbaren Zeugen und Beteiligten. Dort



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