Von Menschen und Monstren by William Tenn
Autor:William Tenn
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2036-01-02T05:00:00+00:00
14.
Sofort wurde Kriegsrat gehalten. Sollten sie die Expedition abbrechen oder nicht? Der Kriegsrat bestand aus drei Männern: Arthur dem Organisator, der den Vorsitz führte, Walter dem Waffenforscher, da er als einziger gewisse Ortskenntnisse mitbrachte, und einem weißhaarigen, verblüffend agilen alten Mann namens Manny der Erzeuger, der offenbar nur in Würdigung seines Alters in den Rat aufgenommen worden war.
Nach langem Palaver gelangten sie schließlich zu dem Schluß, daß sie gleichviel riskierten, ob sie den Marsch fortsetzten oder auf dem Rückweg von den Bestien abgefangen wurden. Sie entschieden sich für die Durchführung ihres ursprünglichen Planes, ins Arsenal der Bestien vorzustoßen.
Eric bemerkte rasch, daß der Waffenforscher ihm wenig raten konnte. Inzwischen hatte sich erwiesen, daß Walter nur am Eingang der angrenzenden Bestienhöhle gestanden und einen kurzen Blick hineingeworfen hatte. Er konnte das nächstliegende Möbelstück beschreiben, aber das war auch schon alles.
Von nun an mußte Eric sich ausschließlich auf seine Fähigkeiten als Auge verlassen.
Durch den gewölbten Torweg betrat er die Höhle, der ihre Expedition galt. Walter folgte ihm in einem Abstand von etwa dreißig Schritten. Als Eric auf dem Boden ganze Reihen hoher schwarzer Stangen stehen sah, die sich waagrecht mit Dutzenden anderer Stangen überschnitten, winkte er dem Waffenforscher, der das Signal dem Truppenkader weitergab.
Eric schluckte. Er verließ den Torweg und die schützende Wand und ging ins offene Bestienrevier hinaus, wo es nichts gab als das unerbittliche weiße Licht und den unendlichen Fußboden.
Sein Herz hämmerte. Sein leiser Atem verwandelte sich in rasselndes Keuchen. Er fühlte sich preisgegeben, ausgeliefert und völlig allein. Und verloren. Ihm war, als müßte er ewig in diesem weißen Glast verschollen bleiben.
Entschlossen senkte er den Kopf und ging weiter. Noch ein Schritt. Und noch einer. Er mußte sich beherrschen, um nicht einfach wild drauflos zu rennen.
Wie weit war es noch bis zu diesem auf Stäben ruhenden Möbel der Bestien? Wollte dieser Fußboden gar kein Ende nehmen? Noch ein Schritt. Ein tiefer, qualvoller Seufzer. Noch ein Schritt. Und noch einer…
Er war angelangt. Seine Schulter berührte einen Stab. Er umklammerte ihn mit dem abgewinkelten Arm und zwang sich zur Ruhe. Endlich wieder in Deckung! Jetzt durfte er den Blick heben.
Nirgends Bestien zu sehen. Er hielt sich mit der Ellbogenbeuge an der Stange fest und winkte Walter zu, der im Torbogen stand. Walter gab das Zeichen weiter, erschauerte, und löste sich von der Wand.
Mitfühlend beobachtete Eric ihn. Dann prüfte er neuerlich das Ding, unter dem er Zuflucht gefunden hatte. Es bestand aus schwarzen, armdicken Stäben. Ungefähr alle fünfzehn Schritte ragte eine solche Stange senkrecht in schwindelnde Höhe. Etwa so hoch wie mehrere aufeinander stehende Menschen waren in regelmäßigen Abständen Querstäbe angebracht.
An den Schnittpunkten des Gestänges gab es vereinzelt kleine, durchscheinende Würfel. Das Licht brach sich funkelnd an diesen Würfeln, daß man sie nicht lange ansehen konnte. In einigen dieser Würfeln zuckten merkwürdige Schatten.
Geblendet wandte Eric den Blick ab und sah sich nach Walter um. Dem ging es sichtlich schlecht. Übermenschliche Anstrengung und Angst hatten sein Gesicht dunkelrot gefärbt. Seine Schritte stockten, die Knie gaben nach. Er schaffte es nicht.
Eric holte tief Luft, riß sich vom relativen Schutz des Stabes los und rannte mit großen Sprüngen los.
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