Vincent Romero 02 - Die Mörder, die ich rief by Mischke Susanne

Vincent Romero 02 - Die Mörder, die ich rief by Mischke Susanne

Autor:Mischke, Susanne [Mischke, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492957328
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2016-08-10T00:00:00+00:00


Eine Tür geht auf. Gelbgrünes Licht fällt auf sein Gesicht. Er sieht sich um. Weißes Bettzeug, weiße Wände. Das da, neben ihm, sieht aus wie ein häßlicher Duschvorhang, das kann er erkennen, trotz der Dunkelheit. Obwohl alles gespenstisch aussieht, weiß er: Das ist Realität. Nicht die Riesenspinnen, nicht die Gestalt, die sich mit Tentakeln auf seinem Kopf festkrallte und ihm die Augen aussaugen wollte. Das liegt hinter ihm, das weiß er. Er spürt seinen Atem, der ihm vorhin noch die Lungen verbrannte. Nun fühlt er sich frisch und kräftig an, wie Licht, das durch seinen Körper flutet. Sein Körper. Er spürt sein Herz, hört das Blut durch die Adern rauschen, fühlt seine trockenen Lippen. Kein Schmerz mehr, nur noch ein leichter Druck auf der Brust. Er will sich die Hände auf die Brust legen, um seinen Körper zu fühlen. Er kann die Arme nicht bewegen.

Jetzt sieht er die Flaschen, die über seinem Kopf baumeln, und die Schläuche, die unter seine Bettdecke führen. Er versucht, sich aufzurichten, vergeblich, er will rufen, aber es kommt nur ein Krächzen aus seinem Hals. Jetzt hört er leise Schritte auf Gummisohlen. Zwei junge Frauen in weißen Gewändern nähern sich. Sie sprechen ihn mit seinem Namen an und fragen:

»Sind Sie wach?«

»Durst.«

Etwas bewegt sich in seinem Rücken, er liegt jetzt nicht mehr so flach da. Die Schwestern – denn daß er in einem Krankenhausbett liegt, hat Sven inzwischen realisiert – halten ihm zwei Plastikgefäße an die Lippen. Sie bewegen sich absolut synchron, was ihm lächerlich vorkommt.

Er kichert. »Was ist das?«

»Tee.«

Er trinkt gierig ein paar Schlucke und muß husten. Er will sich den Mund abwischen.

»Meine Hände! Warum bin ich gefesselt?«

»Tut mir leid, wir mußten Sie fixieren. Sie hatten Halluzinationen und haben um sich geschlagen«, erklären die jungen Frauen, die absolut gleich aussehen und mit einer Stimme sprechen.

»Was ist passiert?«

»Sie haben eine Vergiftung.«

Sven versteht kein Wort, was auch an dem Rauschen in seinem Ohr liegt, als würde man ihm eine große Muschel ans Ohr halten. Er hatte mal so eine, als Kind, und die Erwachsenen haben ihm erzählt, man höre darin noch immer das Meer rauschen. »Das Meer …«

»Noch mehr Tee?

»Bloß nicht. Könnte eine von euch Hübschen mich jetzt mal losmachen? Ich will mir was Anständiges zu trinken besorgen.«

Die beiden zögern. »Das darf ich nicht, da muß ich erst den diensthabenden Arzt rufen. Ich bin die Lernschwester. Ute ist mein Name.«

»Und die andere?«

»Welche andere?«

»Holt den Arzt.«

Ein Telefon klingelt.

»Ich bin sofort wieder da«, versichern die siamesischen Lernschwestern und verschwinden.

Sven, den das Teetrinken ermüdet hat, läßt sich in die Kissen zurücksinken. Es ist dämmrig auf der Station, nur die zwei schwachen Nachtlichter sind an. Hinter dem Duschvorhang, dessen Falten ein verwirrendes, flirrendes Muster bilden, hört er ab und zu ein Röcheln, das durch das Meeresrauschen dringt. Ein Tier? Unsinn. In einem Krankenhaus gibt es keine Tiere.

Ich darf nicht einschlafen, sonst sind sie wieder da, meine Quälgeister. Nur, die Augen sind so schwer. Nur einen Moment … er weiß nicht, wie lange er gedöst hat, als er neben seinem Bett eine Bewegung wahrnimmt.



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