Verstehen Sie Ihre Seele? by Klaus-Eckart Rogge

Verstehen Sie Ihre Seele? by Klaus-Eckart Rogge

Autor:Klaus-Eckart Rogge
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg


Theorien beziehen sich auf Realitätsausschnitte, die meistens komprimiert sind. Diese Einschränkung muss bei theoriebezogenen Erklärungen berücksichtigt werden – auch im Fall des eigenen Seelenlebens. Im theoretischen Kontext werden über Erklärungen in erster Linie Sinnzusammenhänge, Bedeutungszuweisungen und Begründungskonzeptionen gestiftet. Für das Verständnis der eigenen Seele hat man schnell Erklärungen zur Hand, die aber selten über den Status von Vermutungen oder Spekulationen hinausreichen. Die dabei in Gang gesetzte Selbstreflexion nutzt selten Möglichkeiten zu kritischem Perspektivwechsel und folgt kaum einer gründlichen Überprüfung des einmal aufgestellten Sinn-, Bedeutungs- und Begründungsgefüges, das den selbstgefertigten Erklärungen zugrunde liegt. Um nicht in schnelle Selbstgenügsamkeit und positiv eingefärbte Selbstrechtfertigungen zu verfallen, wird für eine fundierte Auseinandersetzung zum Verständnis der eigenen psychischen Merkmale und Prozesse ein Theoriebezug hergestellt werden müssen, der die Notwendigkeit der Beschäftigung mit Bereichen wie Komplexität, Selbstorganisation, Systemdynamik, Wechselwirkungen, Selbstreferenz, Perspektivwechsel, Unsicherheit nachdrücklich einfordert (s. dazu: Kap.​ 5).

Der Theorie zugehörige Erklärungen beziehen sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern sie verweisen durchaus auch auf die Zukunft, haben also das Potenzial zu Vorhersagen. In der Medizin kann gelten, dass jeder Diagnose eine immanente Prognose zugesprochen werden kann. Ob allerdings die Psychologie bezüglich ihrer theoretischen Fundierung als prognosefähig beurteilt werden kann, ist mit einem Fragezeichen zu versehen, denn der erklärende und vorausschauende Umgang mit der Psyche hat differenziert und feinfühlig zu erfolgen und ebenso die Prognosen für psychologische Prozesse, deren Bewährung empirischer Nachweise bedarf, und zwar sowohl für nomothetische wie ideografische Formen.

Die Möglichkeit, Aussagen über zukünftige Ereignisse machen zu können (und dazu gehören die eignen seelischen Vorgänge), hat die Menschen schon immer fasziniert, angeregt und – auch verführt. Mit Vorhersagen werden ganz unterschiedliche Vorstellungen hervorgerufen und verbunden. Delphi, Teresias, Kassandra, Kopernikus, die Wirtschaftsweisen, Allensbach oder Infratest-Dimap sind ebenso dabei wie der Wetterbericht, das Fischfangpotenzial in Nordseegebieten, Horoskope, Tarotkarten oder unzulässige und naive Generalisierungen wie „Alles wird gut!“. Bei einem derartig vielfältigen Angebot erscheint es ratsam, genauer festzulegen, worüber Prognosen zu erstellen sind und was genau der Zukunft entnommen werden soll. Theorie und Kriterien fundierte Prognosen wären klar zu trennen von:Spekulationen (nicht hinreichend belegte Ahnungen über zukünftige Entwicklungen),



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