Verkehrt! by Nesch Thorsten

Verkehrt! by Nesch Thorsten

Autor:Nesch, Thorsten [Nesch, Thorsten]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-644-45741-6
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2014-02-17T16:00:00+00:00


36

– … Und deswegen kann ich dir nur immer eines raten: Wenn du ein Mädchen gut findest, sag es ihr, aber nett. Was hast du zu verlieren? Gar nichts. Und wenn sie sich über dich lustig macht, dann hat sie dich nicht verdient. Dann sei froh. Es war eh die Falsche. Die würde dir sowieso das ganze Leben lang nur auf den Geist gehen. Oder bis zur Scheidung. Ach, und noch länger.

Pernod geht voran und redet vor sich hin. Ich höre ihm zu und passe auf, dass mir die von ihm zur Seite gedrückten Zweige nicht ins Gesicht peitschen.

– Und alle anderen Mädels fühlen sich geehrt, das ist doch ein Kompliment, das schönste Kompliment, das ein Mädchen oder eine junge Frau bekommen kann. Wenn man dann nicht ihrem Geschmack entspricht, ist das auch in Ordnung. Das muss man akzeptieren, aber man kann zu sich sagen, ich habe es versucht, und denkt nicht für den Rest seines Lebens: Hätte ich damals nur. Dafür kann man sich nichts kaufen.

Wann haben wir endlich diesen Wald durchquert?

– Ich bereue das ein oder andere Mal. In Bayreuth, die Melanie, der hätte ich es sagen sollen, aber ich habe gekniffen. Und? Was hätte passieren sollen, außer einem Nein? Jemandem zu sagen, dass man ihn gernhat, ist keine Operation am offenen Herzen, na ja, irgendwie schon, aber bei einem Fehler stirbt niemand. Hör auf den alten Pernod. Wie heißt es so schön: Auf jeden Topf passt ein Hintern.

Ich muss losprusten, er lacht heiser mit, scheinbar überrascht über meine Reaktion. Den Spruch habe ich noch nie gehört.

Das klingt alles gar nicht so falsch, was er da sagt, aber mir fallen auch alle die notgeilen Blicke ein, und ich sage, – Aber es gibt schon sehr viele Jungs, die die Girls anglotzen wie ein Köter die Fleischwursttheke. Angenehm sind denen ihre Blicke nicht.

– Genau das sind die Typen, die ein Mädel ansprechen sollten. Die gucken so blöde, weil ihnen nix einfällt. Geradeheraus wäre die Lösung.

– Und dann? Dann sagt das Girl: Nein. Und die Jungs glotzen einfach weiter.

– Glaube ich nicht. Die gehen dann zum nächsten.

– Super, das ist ja beruhigend. So nach dem Motto: Egal, eine wird schon ja sagen.

Wir treten aus den Büschen. Vor uns wieder ein Schienenstrang.

– Super, da freue ich mich schon drauf, andauernd von Abblitzmillionären angesprochen zu werden.

– Handelt sich ja nicht um dich. Sind ja die Mädels.

– Stimmt, ja, stimmt. Ich muss los, die Schule.

– Klar, bis dann, Junge.

– Bis dann, Pernod.

Ich überquere vorsichtig das Gleis und schlittere auf meinen Hacken den Abhang auf der anderen Seite runter. Sand gelangt in meine Schuhe. Egal, ich renne die Straße hoch, biege ab und höre von weitem den Gong zur ersten Stunde.



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