Verhext: Die Chronik des Eisernen Druiden 2 (German Edition) by Kevin Hearne

Autor:Kevin Hearne [Hearne, Kevin]
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3, epub
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2014-04-25T22:00:00+00:00

14

Etwa dreißig Sekunden lang dachte ich, die MORRIGAN sei deshalb so eilig verschwunden, weil mein Freundschaftsangebot sie verunsichert hätte. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen.

Ein höfliches Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken, und Oberon fuhr auf und bellte dreimal, bevor er sagte: ›Es ist BRIGHID. Sie hat mich begrüßt.‹

BRIGHID steht draußen? Der Anflug von Panik in meiner Stimme ließ meinen Hund auflachen, denn er wusste ebenso gut wie ich, dass ich jetzt nicht an die Tür gehen konnte. Ich war nach wie vor splitternackt, die Spuren der Misshandlungen durch die MORRIGAN waren erst zum Teil verheilt – und schlagartig wurde mir bewusst, dass es die MORRIGAN genau darauf angelegt hatte. Nichts an der Abfolge der beiden Besuche war zufällig. Wieder einmal würde ich den neusten Stand der Machenschaften dieser Göttinnen ergründen müssen, um hinter ihre wahren Motive zu kommen. Vor ein paar Wochen erst hatten sie mich raffiniert als ihren Spielball benutzt, um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen, und nun ging es offenbar schon wieder los. Ich hätte die MORRIGAN genauer über diesen Bürgerkrieg in TÍR NA NÓG befragen sollen, denn BRIGHIDs Erscheinen hatte damit zu tun, und zwar so sicher, wie der Hintern eines Froschs wasserdicht ist.

»Ich weiß, wie wir ein paar Antworten kriegen«, sagte ich zur Tür gewandt, während ich in mein Schlafzimmer hastete. Oberon begrüßte mich dort mit wedelndem Schwanz.

›Antworten worauf?‹

»Auf all meine Fragen.« Ich streifte khakifarbene Cargo-Shorts und ein grünes Baumwoll-T-Shirt über. Es hämmerte erneut gegen die Tür, aber diesmal nicht so höflich wie zuvor; es lag definitiv eine Spur Ungeduld in der Art, wie sie gegen das Holz klopfte. »Also, hör zu, offensichtlich kann sie deine Gedanken hören, also halte die Klappe, geh raus ins Wohnzimmer und warte dort. Und wenn sie reinkommt, dann möchte ich, dass du die ganze Zeit hinter ihr bleibst.«

›Warum?‹

»Tu es einfach, bitte«, sagte ich knapp, bereute aber noch im gleichen Moment meinen barschen Tonfall. Normalerweise genieße ich die Diskussionen mit Oberon. Man kann großartig Meinungen mit ihm austauschen. Aber ganz offensichtlich begriff er nicht, was hier auf dem Spiel stand, und ich konnte es ihm nicht erklären, solange BRIGHID seine Seite der Unterhaltung belauschte.

›Na gut.‹ Als Oberon aus dem Raum schlich, ließ er den Schwanz hängen, und auch ich sank ein wenig in mich zusammen. Doch wenn mein Plan funktionieren sollte, dann durfte BRIGHID nicht vorgewarnt werden. Ich wusste nicht mal, ob ich es wirklich durchziehen konnte, aber ich musste wenigstens vorbereitet sein. Ich holte Fragarach vom Kleiderschrank, schlang mir die Scheide auf den Rücken und eilte dann zur Eingangstür.

BRIGHID lächelte mich an, als ich öffnete, und es war wie in einem dieser albernen Werbespots, die während der Pausen bei Footballspielen laufen: Eine geradezu obszön schöne, heißblütige Frau, die so gut wie nichts am Leib trägt, erscheint auf mysteriöse Weise. Eine geisterhafte Böe aus der Windmaschine hinter der Kamera lässt ihr Haar auf eine Art wehen, die wilde Leidenschaft signalisiert. Mit ihrem gespitzten Schmollmund schmachtet sie diesen absoluten Durchschnittstyp mit seinem fliehenden Kinn an, und er wirft alle

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