Vergessene Stimmen by Michael Connelly

Vergessene Stimmen by Michael Connelly

Autor:Michael Connelly [Connelly, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-25T16:00:00+00:00


VISION TO SEE

FAITH TO BELIEVE

COURAGE TO DO

Die Union Station war als Spiegelbild der Stadt und des Geistes, der in ihr herrschen sollte, konzipiert worden. Sie war ein Schmelztiegel unterschiedlichster Architekturstile – spanischer Kolonialstil, Mission, stromlinienförmige Moderne, Art Deco und dazu Southwestern und maurische Ornamente. Aber im Gegensatz zum Rest der Stadt, wo dieser Tiegel eindeutig zu oft überkochte, verschmolzen im Bahnhof die Stile wie von selbst zu etwas Einzigartigem, Schönem. Dafür mochte Bosch ihn ganz besonders.

Sie traten durch die Glastüren in die großzügige Eingangshalle, von der ein drei Etagen hoher Bogen in den riesigen Wartesaal dahinter führte. Als Bosch dieses Ambiente auf sich einwirken ließ, fiel ihm ein, dass er damals nicht nur wegen der Zigaretten hierher gekommen war, sondern auch um sich ein wenig zu regenerieren. In die Union Station zu kommen war fast so, als ginge man in eine Kirche, eine Kathedrale, in der die anmutigen Linien von Design und Funktion und Bürgerstolz mühelos ineinander übergingen. Die Stimmen der Reisenden stiegen in die luftigen Höhen des großen Wartesaals empor und vereinten sich zu einem raunenden Chor.

»Ich finde diesen Bahnhof absolut einmalig«, sagte Rider. »Hast du mal den Film Blade Runner gesehen?«

Bosch nickte. Er hatte ihn gesehen.

»Das hier war doch die Polizeistation, oder?«, fragte er.

»Ja.«

»Hast du mal Gefährliche Beichte gesehen?«, fragte darauf Bosch.

»Nein. Ist er gut?«

»Ja, solltest du dir unbedingt ansehen. Eine weitere Variation des Themas Schwarze Dahlie und Verschwörungen beim LAPD.«

Rider stöhnte theatralisch. »Danke für den Tipp, aber ich glaube, das brauche ich im Moment nicht.«

Sie kauften sich bei Union Bagel zwei Kaffee und gingen damit in den Wartesaal, wo sich die braunen Ledersitze aneinander reihten wie luxuriöse Kirchenbänke. Bosch schaute nach oben, wie er das jedes Mal unwillkürlich tat. Über ihnen, in zwölf Meter Höhe, hingen in zwei Reihen sechs riesige Leuchter. Auch Rider schaute nach oben.

Dann deutete Bosch auf zwei nebeneinander liegende freie Plätze in der Nähe des Zeitungsstands. Sie ließen sich auf das weich gepolsterte Leder niedersinken und stellten ihre Kaffeebecher auf die breiten hölzernen Armlehnen.

»Bist du so weit?«, fragte Rider. »Können wir jetzt darüber sprechen?«

»Wenn du so weit bist«, erwiderte er. »Was war denn in der Akte, die du im Spezialarchiv gesehen hast? Was war so bedrückend?«

»Zum einen ist Mackey aufgeführt.«

»Als Verdächtiger im Lost-Fall?«

»Nein, die Akte hat nichts mit Lost zu tun. Er war nicht mal ein Punkt auf dem Radarschirm. Es geht darin um ein Ermittlungsverfahren, das zum Abschluss gebracht wurde, lang bevor Rebecca Lost überhaupt schwanger war, geschweige denn mitten in der Nacht aus ihrem Bett entführt wurde.«

»Aha. Und was hat das Ganze dann mit uns zu tun?«

»Möglicherweise gar nichts, möglicherweise aber auch alles. Erinnerst du dich an den Kerl, mit dem Mackey zusammenwohnt, William Burkhart?«

»Ja.«

»Von ihm ist auch die Rede. Nur war er damals besser als Billy Blitzkrieg bekannt. Das war sein Spitzname in dieser Gang, den Eights.«

»Aha.«

»Im März 1988 wanderte Billy Blitzkrieg wegen mutwilliger Beschädigung einer Synagoge in North Hollywood ein Jahr in den Knast. Sachbeschädigung, Wandschmierereien, Defäkation, alles, was dazugehört.«

»Das Hassverbrechen. War er der Einzige, den sie dafür eingelocht haben?«

Sie nickte.



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