Untot - Lauf, solange du noch kannst by Kirsty McKay

Untot - Lauf, solange du noch kannst by Kirsty McKay

Autor:Kirsty McKay
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2012-10-15T04:00:00+00:00


Kapitel 15 »There’s a light«, singt Smitty, »over at the Frankenstein place …«

Wir stehen vorm Burgtor. Oder jedenfalls stehen die meisten. Alice ist in die Knie gesackt und wir sind zu fertig, um ihr wieder hochzuhelfen. Smitty ist der Einzige, der noch Energie hat: Er gibt sich abartig heiter, mit plötzlichen Musical-Anwandlungen. Er hat schon den ganzen Weg die Straße hinunter gesungen, seit wir die Burg das erste Mal gesehen haben; am Anfang war es noch irgendwie lustig und gruselig, aber jetzt nervt es nur noch. Es stürmt jetzt wieder und ohne Handschuhe drohen mir die Finger abzufallen. Die Riemen der Rucksäcke schneiden in meine Schultern wie total dünne Schnüre. Ich klemme mir die Hände unter die Achseln und blicke zu dem Hindernis hinauf, das uns vom Weitergehen abhält.

Das Tor ist hoch und die Flügel sind mit einer schweren verschlungenen Kette und einem großen alten Vorhängeschloss gesichert. Wer immer in dieser Burg wohnt, ist für Besucher nicht zu sprechen. Das Licht, das uns hierhergelockt hat, kommt aus einem Fenster im Erdgeschoss neben einer riesigen, dunklen Tür, die man kaum sehen kann. Mehr Licht gibt es nicht, nirgends.

Ich sehe mich am Tor nach einer Gegensprechanlage um, aber das hier ist Schottland und nicht Beverly Hills. Auf die Gefahr hin, mit der Haut daran festzufrieren, rüttele ich an dem vereisten Tor, aber es rührt sich kaum. Es besteht aus kunstvoll verschlungenem Schmiedeeisen ohne gute Griff- oder Trittmöglichkeiten und die Backsteinmauer links und rechts ist auch zu hoch. Smitty hat sie schon nach Tigger-Art zu überspringen versucht.

»Meint ihr, wir kommen auf der Rückseite rein?«, frage ich.

»Würde das nicht dem Sinn einer Schutzmauer fundamental widersprechen?«, hält Pete dagegen.

»Warum rufen wir nicht?«, fragt Lily. »Dann kommt schon einer und lässt uns rein.«

»Nicht rufen!« Pete bricht seine Regel fast selbst und sieht sich nervös um. »Nach allem, was wir wissen, sind die Horden dicht hinter uns.«

»Warum … gehen wir nicht durch das Tor?«, sagt Alice schleppend. Sie hat sich wieder aufgerappelt und lehnt an dem einen Torflügel. Sie fummelt an dem Vorhängeschloss herum und wickelt langsam die dicke Kette ab, die mit einem gedämpften Klirren in den Schnee rutscht.

»Wie zum Teufel …?«, stottert Pete.

»Lizzie?«, fragt Smitty. »Hast du das Schloss mit einer Haarnadel geknackt?«

Alice schneidet eine spöttische Fratze. »Das Schloss war überhaupt nicht zu, du Schnarchnase.« Sie hält es hoch.

Wir starren sprachlos drauf. So weit ist es gekommen. Dass es jemand mit Gehirnerschütterung braucht, damit wir überhaupt richtig hingucken.

»Ich weiß nicht«, murmelt sie. »Manchmal macht ihr Loser euch das Leben einfach zu schwer.«

Smitty lacht schallend und klopft Alice auf den Rücken, dann zieht er das Tor auf.

Dieser Erfolg gibt uns Auftrieb, und sobald wir hinter uns wieder die Kette um die Torflügel geschlungen haben, eilen wir mit frischer Kraft in den Beinen über die verschneite Freifläche, die uns von der Eingangstür trennt.

Der dunkle Koloss der Burg kauert über uns, mit einem Rapunzelturm und Ecktürmen, die zum Nachthimmel aufragen. Wir steigen ein paar flache Stufen zur Tür hinauf. Das Licht hinter dem Fenster wirft einen orangen Schimmer vor unsere Füße.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.