Unter dem Südseemond by Regina Gärtner

Unter dem Südseemond by Regina Gärtner

Autor:Regina Gärtner [Gärtner, Regina]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-26T22:00:00+00:00


Juni 1901

Hermann hatte sich gewissenhaft auf seine anstehende Reise vorbereitet. In den letzten Tagen vor der Abreise war er angespannt gewesen. Und als wäre Alma nicht schon nervös genug, weil sie immer noch nichts Genaues über den untergegangenen Frachter wusste, hielt Hermann sie auf Trab mit allerlei Besorgungen, die sie zu erledigen hatte.

Dieses Mal führten Hermann seine Geschäfte weit fort, nach Jaluit, einem Atoll in der Nähe der Marshallinseln in der nördlichen Südsee. Mit etwas Glück und Geschick würde es ihm gelingen, einen Vertrag auszuhandeln, dass seine Faktorei Lieferant von wertvollem Guano wurde, den getrockneten Exkrementen der dort heimischen Seevögel. Dieses weiße Zeug war ein hochwertiger Dünger. Reinstes phosphathaltiges Substrat, das man praktisch nur noch einzusammeln und in Schiffe zu verladen brauchte. Auf den Böden ausgestreut, würde es nicht nur auf Samoa die Erträge der Plantagen erhöhen. Es wurde schon jetzt im großen Stil nach Deutschland transportiert und sorgte dort für die Steigerung der Ackererträge. Das deutsche Volk wuchs rasend schnell und brauchte mehr und mehr Nahrungsmittel. Die in Jaluit zuständige Handelsgesellschaft war klein und noch kein Zulieferer für Hermanns Firma. Deswegen nahm er die lange Reise auf sich.

Kaum war Hermann zwei Tage weg, da hieb Aveolela sich mit der Axt in den Fuß. Der Schnitt sah böse aus, und Alma säuberte die Wunde, so gut es ging. Anschließend machte sie einen Verband aus ausgekochten Bandagen. Nur mit Mühe konnte sie Aveolela dazu bewegen, im Haus zu übernachten. Doch schon am nächsten Tag erhöhte sich ihre Temperatur. Der deutsche Arzt begutachtete die Verwundung und ließ Alma etwas Jod da. Sie solle die Verbände zweimal am Tag wechseln, war der einzige Ratschlag, dann verschwand der Doktor schon wieder.

Aveolela hatte starke Schmerzen und bestand darauf, dass man sie in ihr Dorf brachte. Alma hatte sie selten so resolut erlebt. Deshalb schickte sie nach Taua, richtete Aveolela ein gemütliches Plätzchen auf der Sitzbank der Kutsche ein und gab ihr frische Stoffverbände mit. Die Flasche mit dem Jod übergab sie Taua, mit dem Hinweis, was die Dorfbewohner zu tun hatten.

Mit einem mulmigen Gefühl sah sie der Kutsche hinterher. Als Taua und Etena abends zurückkehrten, wussten sie nichts weiter zu erzählen, als dass Aveolela in der Hütte ihrer Familie untergebracht worden war.

Alma hielt es nicht länger aus. Nicht nur dass sie sich um Joshua und Hermann sorgte, nun musste sie auch noch befürchten, Aveolela vielleicht niemals mehr lebend wiederzusehen. Sie konnte sich auf nichts konzentrieren. Nicht einmal das Nähen konnte sie ablenken. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, in Hermanns Abwesenheit zwei Kleider zu nähen, doch als sie schon beim ersten Kleid den Stoff falsch zuschnitt, ließ sie alles liegen.

In Heathers Laden versorgte Alma sich mit allem, von dem sie annahm, es könne ihr bei ihrem Ausflug in den Dschungel nützlich sein. Aveolelas Heimatdorf lag eine halbe Tagesreise entfernt. Normalerweise übernachtete Aveolela bei einer befreundeten Sippe, die sich in der Nähe von Apia niedergelassen hatte. Alma nahm Taua mit. Etena sollte auf das Haus aufpassen, solange sie fort war.

Sie waren früh aufgebrochen, um der Mittagshitze zu entgehen.



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