Inkubation by Wayne Simmons

Inkubation by Wayne Simmons

Autor:Wayne Simmons [Simmons, Wayne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2000-01-01T20:54:04+00:00


Teil vier

DAS LEBEN UND DER TOD

Eins

Die Kammer, County Armagh

30. Juni

Dr. Miles Gallagher saß vor seinem Laptop und schaltete sich durch die Einstellungen der Sicherheitskameras.

Eine Horde Toter drängte gegen den Begrenzungszaun des Stützpunktes in der Mahon Road, von wo aus das Projekt operierte. Ihren Augen ging jeglicher Ausdruck von Emotionen ab, obzwar sie sich aggressiv an den Draht klammerten und mit den Mündern Laute formten, die von Enttäuschung und Hunger zeugen mochten, so der Doktor sie gehört hätte.

Der Feind steht vor den Toren, sinnierte Gallagher. Und welch spezieller Feind sie waren.

Gallagher wandte sich vom Monitor ab, als mehrere Männer eintraten.

Ein älterer, der Colonel, wartete mit mürrischer Miene, bis alle drin waren. Einige ließen sich jeweils in einem Sessel vor den Schreibtischen nieder, während andere vorzogen, an der hinteren Wand stehen zu bleiben. Zuletzt schloss der Colonel die Tür.

»Gentlemen, unsere Maxime in der Kammer lautete von jeher: Wissen ist Macht. Alles, was wir mit diesem Projekt stemmen, beruht darauf – die Überwachungsarbeit, Nachforschungen und …« Er räusperte sich und schaute Gallagher an, »…unsere Verhöre.«

Nun holte der Colonel weiter aus: »Ich weiß nicht viel mehr als Sie über die Verbreitung des Virus, möchte es Ihnen aber nicht vorenthalten. Dann dürfen Sie eine Entscheidung treffen. Wie sie unschwer ahnen können, ist die Lage brenzlig. Das Parlament hat sich aufgelöst. Man versuchte alles, um die Grippe einzudämmen, zunächst mit sanften Methoden, dann rigoroser. Infizierte wurden unter Quarantäne gestellt, in ihren Wohnungen und Häusern eingesperrt oder in Kliniken und Gemeindesälen. Am Ende errichtete man Vernichtungslager.« Er winkte ab. »Nichts davon zahlte sich aus, Gentlemen. Dass diese Insel ausgespielt hat, ist so sicher wie das Amen in der Kirche, und somit bleiben uns zwei Optionen: Entweder bleiben oder verschwinden wir.«

Die Augen des Colonel wanderten über die Anwesenden. Eigentlich rechnete er mit Widerstand.

Gallagher tat es ihm gleich, wobei sich ein Lächeln in seinem langen, bleichen Gesicht andeutete. Er erntete ausschließlich befangene Blicke.

»Zu verteilen haben wir sieben Tickets erster Klasse, Gentlemen. Ein zusätzlicher Van steht zur Verfügung, um die Basis der Royal Air Force in Aldergrove anzusteuern. Dort, so heißt es, wartet ein Hubschrauber, der Kurs auf London nehmen wird. Wir können dies alles weder bestätigen noch dementieren, aber Gott weiß, es ist besser, als hier auszuharren, bis der Zaun nachgibt.«

Immer noch redete niemand.

»Hier drin«, fuhr der Colonel fort, indem er ein Barett vom Tisch neben ihm nahm, »steckt jeweils ein gefalteter Zettel für jeden von Ihnen, mich und den guten Doktor.« Er sah Gallagher an, der zur Bestätigung nickte. »Die Regeln sind rasch erklärt, Gentlemen: Wir ziehen Lose. Wer ein X erwischt, bleibt hier, und alle mit einem Häkchen dürfen fahren.« Ein neuerlicher Blick zum Doktor. »Also los! Beginnen wir.«

Die Spannung nahm während der folgenden Minuten weiter zu. Die Männer stellten sich ordentlich in Reihe auf und steckten nacheinander eine Hand ins Barett, um ein Papier herauszunehmen. Der Colonel nickte jeden einzelnen ab.

Als sie die Zettel auffalteten und – was für die meisten galt – auf ein rotes X stießen, beobachtete Gallagher, wie sich Hoffnungslosigkeit in ihren Zügen ausdrückte.



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