Traust du dich? by Nadine d'Arachart & Sarah Wedler

Traust du dich? by Nadine d'Arachart & Sarah Wedler

Autor:Nadine d'Arachart & Sarah Wedler [Wedler, Nadine d'Arachart;Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-20T05:00:00+00:00


Diesmal zieht mir niemand einen Sack über den Kopf und ich werde auch nicht gefesselt oder geknebelt. Dafür werde ich an der Anlegestelle der Fähre von zwei der Nathair erwartet. Sie bringen mich zu einem Auto, verfrachten mich auf die Rückbank und fahren über die halbe Insel. Dann parken sie den Wagen vor dem Fußweg zur Burg.

Einer der beiden Nathair, die ich nicht mit Namen kenne, dreht sich zu mir um. »Bist du bereit?«, fragt er.

»Sicher«, erwidere ich ohne zu zögern.

»Gut. Dann sprichst du von jetzt an nur noch, wenn du gefragt wirst.«

Ich nicke. Der Junge steigt aus und hält mir die Tür auf. Dann treten wir den Fußmarsch an. Erstaunlicherweise bin ich weniger nervös als vor dem letzten Mal und das trotz Darraghs seltsamer Warnung, dass diese Prüfung besonders schwer sei.

Als wir gerade die letzte Mauer überwunden haben, tritt eine Gestalt aus der schmalen Lücke in der Burgmauer. Cillian. Er zündet sich eine Zigarette an und blickt uns entgegen.

»Die kleine Amerikanerin«, stellt er fest. »Heute machen wir's dir nicht so leicht.«

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich realisiere zum Glück rechtzeitig, dass er mir eine Falle stellt. Nur reden, wenn ich aufgefordert werde – ärgerlich presse ich die Lippen aufeinander. Ich frage mich, was der Kerl eigentlich gegen mich hat.

Cillian scheint mir die Frage von den Augen abzulesen. Mit spöttischem Gesichtsausdruck zieht er an seiner Zigarette. »Weißt du, was das Ende der Beatles war?«

Ich runzle die Stirn.

Cillian bläst in Ruhe den Qualm zur Seite, ehe er mir antwortet. »Yoko Ono. Und weißt du, was das Ende der Sex Pistols war?« Diesmal wartet er nicht auf eine Reaktion meinerseits. »Nancy Spungen. Allgemeinbildung, kleine Lily. Hat noch keinem geschadet.«

»Komm jetzt«, sagt einer meiner beiden Begleiter und schiebt mich an der Schulter weiter voran. »Lass ihn einfach reden.«

Ich gehe mit und fühle mich auf einmal vollkommen verwirrt. Ähnlich wie in dem Moment, als Darragh mir das Rätsel stellte, habe ich keine Ahnung, was Cillian mir sagen will. Yoko Ono? Nancy Spungen? Ist das eine weitere Aufgabe, die ich lösen muss? Wohl kaum. Er ist sauer. Er mag mich nicht. Einen Augenblick lang bröselt meine Vorstellung von den Nathair. Von der Familie, zu der ich so gern gehören will. Doch dann sage ich mir, dass sich in einer echten Familie auch nicht alle mögen. Und wer weiß, vielleicht gewöhnt er sich ja an mich. Auch wenn seine seltsamen Fragen mich verunsichern sollten – sein Zorn hat mich nur angestachelt, diese Prüfung noch dringender bestehen zu wollen.

Hoch erhobenen Hauptes gehe ich die Treppe in das Gewölbe unter der alten Burg hinab, die ich beim letzten Mal so vorsichtig hinuntergeschlichen bin. Ein Blick durch die Lücken im Geländer verrät mir, dass die anderen schon versammelt sind – diesmal alle. Von flackerndem Kerzenlicht beschienen warten sie auf mich. Sofort suche ich nach Darragh. Nach unserem seltsamen Gespräch gestern habe ich fast pausenlos an ihn gedacht. Was hat er mir nur sagen wollen? Er steht inmitten der anderen und blickt mir entgegen.

»Lily Everett. Da bist du ja schon.



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