Trauma by Koontz D

Trauma by Koontz D

Autor:Koontz, D
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-29T16:00:00+00:00


28

Wenn man eine gemütliche Spazierfahrt durch die Gegend macht und mehr als genug Zeit hat, um mit solchen Problemen fertig zu werden, stirbt der Motor natürlich nie ab. Nein, das tut er nur, wenn man inmitten eines Schneesturms seine schwangere Frau ins Krankenhaus fährt, verfolgt von einem Killer in einem Geländewagen, der so groß ist wie ein Schlachtschiff.

Das beweist etwas. Vielleicht, dass das Leben einen Plan hat, auch wenn dieser nur schwer zu verstehen ist. Vielleicht, dass es ein Schicksal gibt. Vielleicht aber auch nur, dass man in der Nähe eines Krankenhauses wohnen sollte, wenn die bessere Hälfte ein Kind erwartet.

Während ich über mein Leben schreibe, habe ich manchmal das merkwürdige Gefühl, dass jemand mein Leben schreibt, während ich es lediglich skizziere.

Falls Gott also ein Autor sein sollte und das Universum der größte Roman, der je geschrieben wurde, dann meinen wir zwar wahrscheinlich alle, wir seien die Hauptfigur der Geschichte, aber in Wirklichkeit sind wir – wie jeder andere Mensch auf Erden – jeweils nur einer von zahllosen Nebendarstellern in unzähligen Handlungssträngen. Was mit Nebendarstellern geschieht, ist ja bekannt. Nur allzu oft kommen sie im dritten, im zehnten oder meinetwegen auch im fünfunddreißigsten Kapitel ums Leben. Ein Nebendarsteller muss also immer auf der Hut sein und sich öfter mal vergewissern, was hinter seinem Rücken vor sich geht.

Als ich mich dort auf der Hawksbill Road umschaute, sah ich, dass der Hummer kaum vier Meter hinter uns zum Stehen gekommen war. Der Fahrer war allerdings nicht gleich ausgestiegen.

»Wenn wir aussteigen, erschießt er uns«, sagte Lorrie.

»Wahrscheinlich.«

Ich drehte den Zündschlüssel und trat rhythmisch aufs Gaspedal. Das gequälte Geräusch des Anlassers und das Rumpeln des Motors gaben keinen Anlass zur Hoffnung.

»Wenn wir sitzen bleiben, erschießt er uns auch«, fügte Lorrie hinzu.

»Wahrscheinlich.«

»Scheiße.«

»Aber ehrlich.«

Langsam kam der Hummer näher. Die Scheinwerfer auf dem Dach waren nun voll auf unseren Wagen gerichtet; sie blendeten uns, während die Straße vor uns im Dunkel versank.

Um den Motor nicht absaufen zu lassen, machte ich eine Pause.

»Ich hab meine Handtasche vergessen«, sagte Lorrie.

»Die holen wir jetzt aber nicht mehr.«

»Ich wollte bloß sagen … diesmal hab ich nicht einmal eine Nagelfeile.«

Als der Hummer uns fast erreicht hatte, scherte er auf die andere Fahrspur aus und begann, einen Bogen um uns zu schlagen.

Den Blick auf die Hand gerichtet, mit der ich den Schlüssel umklammerte, versuchte ich wieder, den Motor anzulassen. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben, nicht weil ich mich vor dem Hummer fürchtete, sondern weil der Anblick der unablässig fallenden Schneeflocken in mir eine verhängnisvolle Vorstellung weckte. Ich fühlte mich vom Wind getragen wie der Schnee, dem sich ständig verändernden Luftstrom unterworfen und unfähig, einen eigenen Kurs zu steuern.

»Was tut er da?«, überlegte Lorrie.

Ich wusste nicht, was er da tat, deshalb konzentrierte ich mich auf den Schlüssel, und fast wäre der Motor angesprungen.

»Jimmy, wir müssen weg hier«, drängte Lorrie.

Nicht absaufen lassen, schärfte ich mir ein. Versuch nicht, es zu erzwingen. Warte, bis der Funke zündet.

»Jimmy!«

Der Motor sprang an, heulte auf.

Inzwischen befand sich der Hummer neben uns, nicht parallel, sondern in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel.



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