Totgehoppelt by Mauritz von Neuhaus

Autor:Mauritz von Neuhaus [Neuhaus, Mauritz von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2016-02-09T00:00:00+00:00

Kapitel 32

Alex war auf dem Weg ins Polizeiarchiv, eigentlich Theresias Aufgabe, wie er sich erinnerte. Doch seine Kollegin hatte vorerst genug damit zu tun, sich wiederherzustellen.

Durch einen plötzlichen äußerst heftigen Wolkenbruch war sie bis auf die Haut durchnässt worden, als sie sich ohne Jacke oder einen anderen Regenschutz auf dem Weg von ihrem Mercedes zum Eingang der Kreispolizeibehörde befunden hatte. Triefnass und dementsprechend mies gelaunt war sie in das gemeinsame Büro gestapft und, nachdem sie ihm ihre Anweisungen gegeben hatte, auf die Damentoilette verschwunden.

Also befand Alex sich nun auf dem Weg ins Archiv. Das letzte Mal hatte er in seiner Ausbildung diesen Weg gehen müssen. Im Archiv sollte es eine Sammlung von Zeitungsartikeln zur Bürener Politik der letzten Jahre geben. Wer machte sich nur eine solche Mühe und trug Artikel dieser Art zusammen? Immerhin ersparten sie sich dadurch eine Menge unnötige Arbeit und erhielten möglicherweise schnell Hinweise zu Gesine von Hohenleben und den toten Bürgermeister.

Als Alex gerade dabei war, ein Formular zur Archiveinsicht auszufüllen, vibrierte sein Handy. Ohne lange nachzudenken, nahm er ab. Mit den Worten: »Hi, Alex, ich bin es, Patrick, ich hab schon wieder eine Schreckensnachricht für euch: Die Sekretärin des Bürgermeisters, Doris Meyerhoff, wurde erschossen in dessen Büro aufgefunden«, wurde Alex begrüßt, bevor er überhaupt etwas sagen konnte.

Im ersten Moment war er sprachlos. Doris, die stets korrekte, besorgte und auch eifrige Sekretärin des verstorbenen Bürgermeisters war dem Objekt ihrer wohl hoffnungslosen und verzweifelten Liebe ins Jenseits gefolgt – einfach grauenhaft.

»Wir kommen sofort nach Büren, Patrick, verständige bitte inzwischen Milena Nolte und Mathis Becker, damit alles schnell geht«, stammelte Alex immer noch entsetzt, aber bereits rational denkend.

»Also Rechtsmedizin und KTU?«, vergewisserte sich Patrick, weil ihm die Namen als Kommissar der Provinz nicht so geläufig waren.

»Was? Ach ja, genau, entschuldige, ich bin etwas durcheinander. Bis gleich, ich lege jetzt auf …«, antwortete Alex verwirrt. Ein Toter wäre wirklich mehr als genug gewesen.

Er ließ die erstaunte Archivarin kurzerhand mit dem halb ausgefüllten Formular stehen und eilte hoch in die dritte Etage.

Er pochte an die Tür der Damentoilette und rief durch den Türspalt: »Frau Rose, beeilen Sie sich, es ist wirklich sehr dringend! Ich verständige unseren Staatsanwalt, wir wollen ihn ja nicht noch mal ausrasten lassen. Danach fahren wir nach Büren. Doris Meyerhoff wurde ermordet!«

Damit schlug er die Tür auch schon wieder zu und lief weiter zum Büro von Dr. Johannes Schnittmann. Unwillkürlich musste er an das letzte Mal denken, als er dorthin geeilt war. Wenigstens konnte der Vorgesetzte sich nicht beschweren, nicht umgehend informiert worden zu sein.

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