Totengericht by Daniel Holbe

Totengericht by Daniel Holbe

Autor:Daniel Holbe [Holbe, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783426450963
Google: mguQDwAAQBAJ
Amazon: B084TL363X
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2020-02-23T23:00:00+00:00


14

Reinhold Körber lächelte breit, als er die Tür öffnete und Kaufmann und Angersbach erblickte.

»Haben Sie es sich überlegt?«, fragte er. »Wollen Sie doch mit nach Portugal?«

Sabine schmunzelte. Körber war ein charmanter und attraktiver Mann mit seiner schlanken Gestalt und den kurz geschnittenen grauen Haaren. Fast bedauerte sie es, dass er mit seinen sechzig Jahren zu alt für sie war.

»Nein. Wir würden nur gerne noch mal einen Blick in Ihren Keller werfen.«

»Bitte.« Körber trat beiseite, um sie hineinzulassen, und öffnete die Tür zum Keller. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie nicht begleite, aber ich kann nicht mehr dort hinuntergehen, seit …« Er schnitt eine Grimasse.

»Keine Sorge. Das ist in Ordnung.«

Sie nickte ihm verständnisvoll zu, bevor sie Ralph folgte, der wie ein grimmiger Bär die Stufen hinunterstapfte. Körber betätigte oben an der Treppe den Lichtschalter, und die nackte Glühbirne, die von der Decke baumelte, flammte auf.

Unten sah es aus wie am Ort einer archäologischen Grabung. Aus der Wand, in der sie die eingemauerten Gebeine gefunden hatten, waren große Brocken herausgestemmt worden. Der Boden davor war übersät mit Brocken von Putz, Mörtel und Mauersteinen. Das Loch in der Wand erinnerte an einen aufrecht stehenden Vulkankrater. Offenbar war der Keller ursprünglich doppelwandig gebaut worden, und man hatte später, wahrscheinlich beim Einmauern der Leichen, den isolierenden Hohlraum mit Schuttresten und Zement als Bindemittel gefüllt. Die Regale mit den Weinflaschen hatten die Kollegen von der Spurensicherung in die hintere Ecke geschoben. Ansonsten war der Keller aufgeräumt. Ihre Gerätschaften hatten die Beamten entfernt, und die Blutlachen, von denen sich noch immer Rückstände auf dem Boden befanden, sah man nur, wenn man Luminol und UV-Licht einsetzte.

»Das muss ein Massaker gewesen sein«, murmelte Ralph, der mit großen Schritten im Raum auf und ab ging.

»Ja. Sicher.« Die Erinnerung an die grünen Flecken, die unter UV-Licht sichtbar geworden waren, jagte Sabine immer noch Schauer über den Rücken. Doch davon abgesehen gab es hier nichts, das ihnen weitergeholfen hätte. »Ich weiß nur nicht, was du hier finden willst.«

Angersbach blieb stehen. »Ich auch nicht.« Er gestikulierte. »Vielleicht einfach nur den Raum auf mich wirken lassen. Mir vorstellen, wie das damals abgelaufen ist.«

»Okay.« Kaufmann blieb an der Treppe stehen und schaute zu, wie er weiter mit düsterem Blick durch den Raum stampfte. Nach ein paar Minuten hatte sie genug. »Ich warte oben auf dich«, sagte sie und kletterte die steile Treppe wieder hinauf. Angersbach reagierte nicht.

Körber wartete oben im Flur. »Haben Sie etwas entdeckt, das Ihnen weiterhilft?«

»Nein.« Sabine rollte mit den Augen. »Ich hatte es auch nicht erwartet.« Dann ging ihr auf, dass Körber der Mann war, von dem Ralph möglicherweise immer noch das Haus kaufen wollte. Da war es wohl nicht nett, wenn sie ihn vor ihm schlechtmachte. »Auf der anderen Seite weiß man ja nie«, schob sie nach. »Manchmal findet man die wichtigsten Erkenntnisse genau da, wo man sie nicht erwartet.«

Körber nickte, schien aber nicht recht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Sabine hörte Angersbachs dumpfe Tritte aus dem Keller. Sie hätte wirklich gern gewusst, was in seinem Kopf vorging.

Von unten ertönte



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