Tote trinken keinen Whiskey by Auerbach & Keller

Tote trinken keinen Whiskey by Auerbach & Keller

Autor:Auerbach & Keller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2013-12-31T16:00:00+00:00


Kapitel 18

Als Pippa am nächsten Morgen vor die Haustür trat, war die Landschaft mit Raureif bedeckt. Die überfrorenen Hügel glitzerten in der Morgensonne und ließen das Wasser des Firth of Clyde unnatürlich blau wirken. Pippa zog ihre geringelte Pudelmütze weit über die Ohren, schlenderte ein paar Schritte in Richtung Wasserfall und sah sich um. Außer einer schwachen Rauchsäule unterhalb des höchsten Berges gab es kein anderes Zeichen mensch­lichen Lebens als Piper’s Hush.

Ihr Blick fiel auf die silbernen Scheiben des Windspiels, die durch den Frost aneinanderklebten, als hätte die Kälte sie mitten in der Bewegung erstarren lassen. Sie hatte sich gerade entschlossen, es endlich abzunehmen, als Freddy und ­Morris aus dem Haus kamen.

»Ah, da seid ihr ja. Ich bin sicher, ­Dorcas freut sich über pünktliche Frühstücksgäste«, sagte Pippa und verschob ihr Vorhaben auf später.

Die drei stiegen die Treppe zur Straße hinauf, aber oben blieb Freddy plötzlich stehen und presste sich mit verzerrtem Gesicht die Hände auf den Bauch.

»Wartet auf mich. Ich muss …« Er drehte sich um und hastete zurück zum Haus.

­Morris blickte ihm nach. »Immer noch? Der Ärmste.«

»Sprich es ruhig aus: Durchfall«, erwiderte Pippa und lehnte sich an ihn. »Schade, dass du nicht mitkommst. Was kann denn so wichtig sein, dass du jetzt sofort zu Iona musst?«

»Irgendetwas ist schiefgelaufen mit dem Hochzeits­geschenk, das Dambeck besorgen wollte. Zwar hat er beteuert, alles rechtzeitig hinzubiegen, aber sicherheitshalber hat sie einen Plan B, bei dem ich ihr helfen soll. Da wir uns alle für das Geschenk zusammengetan haben, ist das nur recht und billig.« Er zog Pippa an sich. »Glaub mir, ich würde dich viel lieber zu ­Dorcas begleiten. Du musst mir versprechen, mir später alles haarklein zu erzählen: wie es dort aussieht, was geredet wurde und vor allem, was es zu essen gab. Falls ihr beide dieses denkwürdige Ereignis unbeschadet übersteht, versteht sich.«

»Ich werde schwärmen – ganz gleich, wie es war.« Sie lachte und deutete dann auf die Rauchsäule auf dem Hügel. »Sieh mal, da brennt was.«

»Das wird ­Archie sein. Im Winter fackelt er manchmal Dornengestrüpp ab, damit es seinen Mädels nicht in die Quere kommt.«

»Verstehe. Er will nicht, dass sie sich verletzen. Ich schätze, die Arbeit mit den Mädchen hält ihn in diesen Tagen aufrecht.«

­Morris schloss sie fester in die Arme. »Wenn es dich beruhigt, schau ich später noch mal bei ihm vorbei.«

Pippa bedankte sich für das Angebot gerade mit einem Kuss, als Freddy wieder oben an der Treppe auftauchte und stöhnte: »Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde: meine ständigen Sitzungen auf der Keramik oder eure Turtelei.«

»Freu dich doch einfach mit uns. Freude soll heilend wirken. Außerdem: Jetzt gehört Pippa wieder ganz dir, wir sehen uns später«, entgegnete ­Morris.

Er gab Pippa noch einen Abschiedskuss, schlug Freddy freundschaftlich auf die Schulter und ging in Richtung Brennerei davon. Während Pippa ihm nachsah, stiefelte Freddy bereits den Berg hinauf.

»Musst du so rennen?« Pippa hatte alle Mühe, ihn einzuholen. Sie war außer Atem, als es ihr schließlich gelang.

»Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass ich möglichst schnell in die Nähe der nächsten Toilette kommen möchte?«, sagte Freddy missmutig, ohne seine Schritte zu verlangsamen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.