Toedlicher Ausflug by Lee Martin

Toedlicher Ausflug by Lee Martin

Autor:Lee Martin [Martin, Lee]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-08-04T16:00:00+00:00


Ione Aristides, drei Kellnerinnen von K-Bob’s und Hal arbeiteten zusammen mit dem Mann vom Erkennungsdienst aus Santa Fe, der die Ausrüstung für die Fotomontage in einem dunkelblauen Metallkoffer mitgebracht hatte. Salazar und ich sahen zu; Begay durfte – zu seiner offensichtlichen Erleichterung – gehen, damit er seine Uniform anziehen und wieder wie ein Polizist aussehen konnte.

Bei so vielen Zeugen – na gut. Jeder, der länger als drei Wochen bei der Polizei ist, weiß sehr genau, wie unzuverlässig die Aussage eines Augenzeugen ist. Ich persönlich würde mich niemals nur mit Aussagen von Augenzeugen begnügen; ich bräuchte zusätzlich einige von den bei Laien verpönten Indizienbeweisen. Zwei Menschen sehen niemals – wirklich niemals – ein und denselben Vorfall, ein und dieselbe Person auf genau die gleiche Weise; im Grunde kann man sogar davon ausgehen, daß bei zwei Leuten, die sich über die Einzelheiten einer Sache absolut einig sind, einer von beiden lügt – und noch wahrscheinlicher lügen beide.

Bei fünf Zeugen gab es also jede Menge Widersprüche, und der Erkennungsdienstler schwitzte und strich sich häufig die Haare aus den Augen, bis schließlich ein Bild zustande kam, das nach übereinstimmender Meinung aller Zeugen Ähnlichkeit mit dem Mann in dem roten Camaro hatte (den Ione auch gesehen hatte). Alle fünf Zeugen waren sich zwar darüber einig, daß sich das Phantombild noch verbessern ließe, aber da sie sich nicht einigen konnten, wie, schien es daher ratsam, es so zu lassen, wie es war. Zumindest vorläufig.

Der Erkennungsdienstler machte von dem Phantombild mehrere Polaroidfotos, die er uns daließ. Das Phantombild selbst nahm er mit, um es im Labor erneut zu fotografieren und die Fotos an Presse und Fernsehen zu geben, damit – so unsere Hoffnung – irgendein Bürger das Foto sehen und uns oder das kriminaltechnische Labor in Santa Fe anrufen und sagen würde: »Hey, der Mann auf dem Foto, wissen Sie was? Der sieht genauso aus wie…«

Und dann würden wir den Telefonhinweisen nachgehen, und in neun von zehn Fällen würde es nicht die richtige Person sein, aber wir hätten immer noch die Chance, beim zehnten Mal auf den Richtigen zu treffen. Und dann würde einer hingehen, um an die Tür zu klopfen, und er würde den roten Camaro in der Auffahrt stehen sehen und sich zurückziehen und auf Verstärkung warten, und vielleicht – vielleicht – vielleicht – Lorie wohlbehalten wiederfinden.

Eine unangenehme kleine Aufgabe war noch zu erledigen, nachdem der Erkennungsdienstler sich wieder auf den Weg nach Santa Fe gemacht hatte und die vier Mädchen in einem Polizeiwagen zurück zur »Burg« – Verzeihung, zum United World College – gebracht worden waren. Und zwar die vorschriftsmäßige Identifizierung der Leiche, und Teresa Butler schien für diese Aufgabe prädestiniert.

April sah bei weitem nicht mehr so schlecht aus wie am Morgen, trotz der Obduktion, weil die Haut so gekonnt wieder straff über den Schädel gezogen worden war, daß niemand, der noch keine Obduktion gesehen hat, sich auch nur ansatzweise hätte vorstellen können, wie sie geöffnet worden war. Die Schnitte im Torso waren säuberlich genäht und ohnehin mit einem Tuch abgedeckt, und das Gesicht war gewaschen worden.



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