Todeswunsch by Michael Robotham

Todeswunsch by Michael Robotham

Autor:Michael Robotham [Robotham, Michael]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-03-13T23:00:00+00:00


Beim Start wird das Flugzeug vom böigen Wind durchgerüttelt, bevor es über die Wolken steigt. Regen rinnt lautlos in Streifen am Fenster herunter.

Bis ich zu Hause bin, ist es nach neun. Das Haus ist dunkel und still. Ich öffne die Haustür, mache das Licht im Flur an, gehe in die Küche und erwarte zu hören, wie Gunsmoke mit dem Schwanz gegen die Hintertür schlägt.

Er muss in der Waschküche sein. Vielleicht hat er mich nicht gehört. Ich öffne die Hintertür und rufe seinen Namen. Er kommt nicht den Pfad heruntergerannt, um meine Hände abzulecken. Die alte Gummimatratze, die er als Lager benutzt, ist leer.

Ich hole eine Taschenlampe aus der Waschküche und suche den Garten ab. Vielleicht hat er sich unter dem Gartenzaun durchgegraben oder jemand hat das Tor geöffnet. Als junges Hündchen ist er einmal aus dem Garten entwischt und war einen Tag lang verschwunden. Einer der Nachbarn entdeckte ihn an der Bushaltestelle, wo er darauf wartete, dass Charlie nach Hause kam. Er muss ihrem Geruch gefolgt sein.

Ich höre ein Geräusch, bleibe stehen und lausche. Es ist ein leises Wimmern aus der Richtung des Komposthaufens. Der Strahl der Taschenlampe wandert vorsichtig über den Boden und erfasst etwas Glänzendes im Gras. Ich schließe meine Finger darum. Es ist die Marke von Gunsmokes Halsband.

Ich rufe seinen Namen. Das Wimmern wird lauter.

Dann sehe ich ihn. Seine Vorderpfoten sind zusammengebunden, und sein Hals ist mit einem Pfeil an den Baum genagelt. Das Licht der Taschenlampe spiegelt sich in seinem verfilzten Fell, das voller Blut ist.

Sein Kopf hängt nach vorn. Wo seine Augen sein sollten, klaffen nässende Wunden. Irgendjemand hat ihm Säure oder einen Haushaltsreiniger ins Gesicht gekippt, was Fell und Fleisch aufgelöst und ihn blind gemacht hat.

Ich sinke auf die Knie, lege meinen Arm um seinen Hals, streichle seinen Kopf und versuche den Druck von dem Pfeil zu nehmen, der seinen Körper aufrechthält. Wie in Gottes Namen kann er noch leben?

Er dreht den Kopf nach links und leckt meinen Hals ab. Ein tiefes Stöhnen offenbart, welche Schmerzen er leiden muss.

Gunsmoke, mein Hund, Begleiter auf meinen Wanderungen, Hausmitbewohner und hoffnungsloser Wachhund … Warum sollte irgendjemand ihm etwas Böses antun wollen?

Ich lasse ihn einen Moment allein, um im Schuppen eine Bügelsäge aus dem Kasten unter der Arbeitsbank zu holen. Behutsam schiebe ich die Hand zwischen den Körper des Labradors und den Baum, taste nach dem Pfeil und säge den Schaft ab.

Dann wickele ich Gunsmoke in eine Decke und trage ihn durch das Haus zum Wagen.

Welcher Wagen? Der Volvo ist noch in der Werkstatt.

Den Tränen nahe hocke ich mich auf die Treppe vor der Haustür, den Kopf des Hundes im Schoß. Ich greife nach meinem Handy, rufe die Auskunft an und frage nach einer Tierklinik. Die nächste ist in Upper Wells Way, etwa fünf Kilometer entfernt. Ich zähle das Klingeln, bis ein Anrufbeantworter anspringt und eine Bandansage mich über die Geschäftszeiten informiert und eine Notrufnummer nennt.

Ich habe keinen Stift. Ich spreche die Nummer laut vor mich hin, um sie zu behalten.

Ich höre ein Klingeln. Eine Frau nimmt ab.

»Ich brauche Ihre Hilfe.



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