Tod in Neverland by Ueberreuter

Tod in Neverland by Ueberreuter

Autor:Ueberreuter [Malfi, Ronald]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783709000762
Herausgeber: Ueberreuter
veröffentlicht: 2011-01-31T05:00:00+00:00


KAPITEL 18

»Die Zeit holt mich ein«, meinte der Einsiedler Graham Rand, während er Würstchen auf seinem Ofen briet. Er warf mehrere Klumpen Butter in die Pfanne. Sheriff Alan Bannercon beobachtete über die Schulter des Mannes hinweg, wie Fett aus der Pfanne spritzte und gleich winzigen Feuerwerken explodierte. »Der Jüngste bin ich jedenfalls nicht mehr. Man sieht es mir rundum an, und ich weiß Bescheid. Meine Hände zittern. Es ist wie eine Warnung, wie Gottes Art, mir mitzuteilen, dass meine Zeit fast um ist. ›Mach besser die Betten und melk die Kühe, denn es wird bald finster.‹« Der alte Mann drehte sich zum Sheriff um. »Wissen Sie, die Stühle am Tisch sind zum Sitzen da.«

Noch vor fünf Minuten hatte Bannercon vor Grahams abgeschiedenem Haus gestanden und teilnahmslos die abblätternde Farbe sowie das baufällige Dach betrachtet. Bannercon fehlte die Geduld für den Greis – er betrachtete ihn als Ärgernis, und es widerstrebte ihm, mit dem Kerl reden zu müssen. Dass Graham Rand die letzte Person war, die Felix Raintree gesehen hatte, war ärgerlich. Wenn es Bannercon gelänge, auch nur den Anflug einer hilfreichen Information aus dem alten Klausner herauszubekommen, würde er glücklich verschwinden, aber er rechnete nicht damit. Dafür hatte es zu viele nächtliche Anrufe gegeben, zu viele Male, als der tatterige Narr – angeblich – die Erscheinung seiner toten Frau zwischen den Bäumen des umliegenden Walds schweben sah. Graham Rand war ein einsamer alter Mann, der im Verlauf der Zeit dazu übergegangen war, völlig absurde Dinge zu glauben.

»Mr Rand, ich muss Ihnen ein paar Fragen über Detective Raintree stellen.«

Graham schwenkte die Pfanne auf dem Herd und ging links am Sheriff vorbei, um ein letztes Stück Butter zu holen, das er in das brutzelnde Fett fallen ließ. Dann drehte er sich wieder zu Bannercon um. Das Gesicht des Alten wirkte eingefallen, was ihm ein unterernährtes Aussehen verlieh.

»Das ist ein guter Mann«, befand Graham und wackelte Bannercon mit einem knorrigen Finger entgegen. »Ich glaube, er weiß über diese Wälder Bescheid.«

»Sie haben vor zwei Tagen auf dem Revier mit ihm gesprochen. Hat er Sie nach Hause gefahren?«

»Das war rücksichtsvoll.« Rand sprach dies mit überzeugter Würde aus. »Und glauben Sie nicht, ich wüsste nicht über einige von euch Bescheid.«

»Worüber haben Sie an dem Abend mit Detective Raintree gesprochen?«

»Gespenster«, antwortete Graham und blähte die Nasenflügel. Er grinste verkniffen.

»Wie bitte?«

»Über Dinge, die da draußen sind.« Das sonderbare Grinsen wurde breiter. »Wissen Sie was, Sheriff? Sie glauben, hier sei alles friedlich, aber so ist es nicht.«

»Tatsächlich?«

»Im wahren Leben geht es hauptsächlich rauf und runter. Steil nach oben – und steil nach unten. Dazwischen gibt es nichts. Aber hier in der Gegend – und vor allem in letzter Zeit – da geht es rauf und runter und nach links und rechts und hin und her.«

Bannercon verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. Die Küche war klein und rustikal, die Einrichtung bestand vorwiegend aus einem stark zerkratzten Tisch und einem wasserfleckigen Kühlschrank mit kaputtem Griff. Nur eine der drei Glühbirnen der Deckenbeleuchtung funktionierte; sie warf einen düsteren Schein auf die dreckige Arbeitsfläche und den abgewetzten Fliesenboden.



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