Tod eines Lehrers by Andreas Franz

Tod eines Lehrers by Andreas Franz

Autor:Andreas Franz
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2011-11-10T08:46:21+00:00


Freitag, 12.10 Uhr

Georg-Büchner-Gymnasium. Büro des Schulleiters. Drescher schien Brandt bereits zu erwarten. Er setzte sich und zog das Foto aus seiner Jackentasche, behielt es aber noch einen Moment in der Hand.

»Sie haben Ihre Kollegen noch nicht unterrichtet?«, fragte er. Drescher schüttelte den Kopf. »Sie haben gesagt, ich soll es für mich behalten, und das habe ich getan. Darf ich erfahren, was Sie jetzt vorhaben?«

»Sicher. Kennen Sie diese junge Dame?« Brandt legte das Foto vor Drescher auf den Tisch. Der nahm es, betrachtete es einige Sekunden, und seine Miene wurde noch ernster. Er legte das Foto wieder auf den Tisch und lehnte sich zurück, die Hände gefaltet.

»Dieses Gesicht wird wohl keiner von uns jemals vergessen. Was ist mit ihr?«

»Ich würde gerne mit ihr sprechen, das ist alles.«

»Das wird leider nicht gehen«, erwiderte Drescher. Seine Kiefer mahlten aufeinander.

»Ist sie krank oder nicht mehr hier an der Schule?«

Drescher ließ einen Augenblick verstreichen, bevor er sagte: »Sie ist tot.«

»Moment, dieses Mädchen ist tot?« Brandt beugte sich nach vorn, die Unterarme auf den Schreibtisch gelegt. Scheiße, gottverdammte Scheiße, dachte er, hatte er doch so große Hoffnungen in das Mädchen gesetzt. Andererseits war da diese innere Stimme, die die ganze Zeit, während er von Offenbach nach Langen fuhr, zu ihm gesprochen und ihm gesagt hatte, er würde dieses Mädchen niemals sehen.

»Wann war sie hier auf der Schule, und seit wann ist sie tot?«

»Es war für uns alle eine sehr tragische Sache. Sie hat sich vor knapp drei Monaten das Leben genommen. Ihr Tod kam für alle, Lehrer wie Schüler, völlig unerwartet, denn sie war eine ausgezeichnete Schülerin. Bis heute kann sich keiner erklären, was sie dazu bewogen hat, sich ohne jegliche Vorwarnung in den Tod zu stürzen.«

»Vor drei Monaten, sagen Sie. Wie ist ihr Name?«

»Maureen Neihuus. Jeder, der sie kannte, war erschüttert, weil keiner damit gerechnet hatte …«

»Wo hat sie sich das Leben genommen?«

»Hier in Langen. Sie ist von einem Hochhaus gesprungen. Es stand damals bei uns in der Zeitung, aber es war nur ein kleiner Artikel. Die Polizei hat natürlich recherchiert, aber einen Grund für ihren Freitod hat man nicht herausgefunden. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, und ihre Mutter hat nur gesagt, dass sie in den letzten Wochen immer ruhiger und verschlossener geworden sei und sich oft in ihrem Zimmer eingesperrt habe. Ein Psychologe hat gemeint, das seien typische Anzeichen von depressivem Verhalten, oftmals hervorgerufen durch Drogenkonsum oder eine verlorene erste Liebe.«

»Und, hat sie Drogen konsumiert?«

»Keine Ahnung. Die Eltern behaupten jedoch steif und fest, ihre Tochter habe so etwas niemals angerührt. Aber Eltern glauben ja alles, was die Kinder ihnen erzählen, wenn es nur einigermaßen gut verpackt ist.«

»Und Sie?«

»Ich kannte sie kaum, weswegen ich mir auch kein Urteil erlauben möchte.«

»Wie alt war Maureen, als sie starb?«

»Sie ist am Tag zuvor achtzehn geworden …Aber was hat das mit den Morden an Schirner und Teichmann zu tun?«

Brandt ließ die Frage unbeantwortet. »Welche Klasse hat sie besucht?«

»Die Zwölf, warum?«

»Und zwei ihrer Lehrer waren Schirner und Teichmann?«

»Ich gehe davon aus.«

»Heißt das, Sie wissen das nicht mehr?«

»Ich müsste nachschauen. Wie gesagt, ich kannte sie kaum.



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